Carrefour, der führende französische Supermarktkonzern, stand vor drei Jahren kurz vor einem wegweisenden Deal mit dem kanadischen Unternehmen Alimentation Couche-Tard. Der geplante Verkauf für 16,2 Milliarden Euro hätte einen transatlantischen Einzelhandelsgiganten hervorgebracht. Doch das französische Finanzministerium blockierte diesen Plan zügig mit der Begründung, die nationale Ernährungssicherheit sei gefährdet. Auch ein 19,4 Milliarden Euro schweres Fusionsgespräch mit dem französischen Rivalen Auchan scheiterte, da man keine Einigung erzielen konnte und bedeutender Widerstand von Carrefour-Aktionären aufkam.
Seitdem zeigt sich die Kursentwicklung der Carrefour-Aktie träge bei rund 15 Euro und bleibt hinter dem MSCI Europe Food & Staples Retailing Index zurück. Unter der Leitung von Alexandre Bompard hat sich die Marktkapitalisierung des Unternehmens um mehr als ein Viertel auf weniger als 10 Milliarden Euro verringert.
Berichten zufolge prüft der 52-jährige Bompard verschiedene Optionen zur Steigerung des Unternehmenswertes, unter anderem den möglichen Verkauf von Geschäftsbereichen in Italien oder Polen, wobei sich diese Überlegungen noch in einem frühen Stadium befinden. Bompard ist unzufrieden mit der aktuellen Performance und erhofft sich durch strategische Änderungen eine bessere Positionierung auf dem umkämpften Lebensmittelmarkt - insbesondere in Frankreich, das den größten Teil der Umsätze und Geschäfte des Unternehmens ausmacht.
Im vergangenen Jahr konnte Carrefour jedoch seinen Marktanteil in Frankreich von 19 Prozent auf 21,4 Prozent steigern, begünstigt durch Preissenkungsmaßnahmen und den Kauf kleinerer Wettbewerber wie Cora und Match. Obwohl gewisse Erfolge zu verzeichnen sind, bleibt die Verbesserung der operativen Margen eine Herausforderung. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen einen Umsatzrückgang von 3 Prozent auf vergleichbarer Basis, während das Unternehmen versucht, über aggressive Preisstrategien Marktanteile zu gewinnen.
Da Carrefour in der Vergangenheit bereits aus renditeschwachen Märkten ausgestiegen ist, wäre ein solcher Schritt erneut denkbar. Märkte wie Italien, Belgien, Rumänien oder Polen könnten im Fokus einer zukünftigen Neuausrichtung stehen. Besitzerwechsel, insbesondere zu Private-Equity-Gruppen, gelten jedoch als kompliziert, da politische und soziale Faktoren eine Rolle spielen, wie das Beispiel von Sanofi zeigt.
Bompards Bestreben, die Unternehmensstrategie zu überdenken und den Aktienkurs zu beleben, könnte Anstoß für zukünftige Entscheidungen sein, auch wenn die genauen Schritte noch offen sind.