29. April, 2025

Politik

Carneys Liberale feiern Wahlsieg

Mark Carneys Partei trotzt Washingtons Drohungen und bleibt stärkste Kraft. Kanadier zeigen Trump die kalte Schulter – und setzen auf Eigenständigkeit.

Carneys Liberale feiern Wahlsieg
Mark Carney bei der Siegesrede in Ottawa: Der frühere Notenbankchef setzte auf wirtschaftliche Kompetenz und nationale Souveränität – und verwandelte einen drohenden Absturz in einen Wahlsieg.

Ein Weckruf für Kanada

Die Rechnung ging nach hinten los: Donald Trumps öffentliches Werben um Kanada hat genau das Gegenteil bewirkt. Statt sich von Versprechungen locken zu lassen, setzte das Land auf seine Eigenständigkeit – und verhalf Premierminister Mark Carney und seiner Liberalen Partei zu einem klaren Wahlsieg.

Ersten Prognosen zufolge gewinnen die Liberalen 139 Wahlbezirke oder liegen dort vorne. Die Konservativen kommen bislang auf 107. Ob Carney eine eigene Mehrheit erreicht oder auf einen Partner angewiesen ist, bleibt abzuwarten. Der politische Kurs ist dennoch klar: Kanada bleibt unabhängig – und rückt enger zusammen.

Trumps Worte befeuern Carneys Aufstieg

Noch im März sah es düster aus für Carney. Die Liberalen standen vor einer historischen Niederlage. Doch dann meldete sich Donald Trump zu Wort – und stellte absurde Pläne vor, Kanada als 51. Bundesstaat in die USA einzugliedern.

Auf seiner Plattform Truth Social versprach er den Kanadiern ein Steuerparadies und eine kostenlose Aufrüstung ihrer Streitkräfte.

Wahlkampf der Extreme: Donald Trumps Forderung, Kanada zum 51. US-Bundesstaat zu machen, stieß parteiübergreifend auf Ablehnung – selbst konservative Kandidaten distanzierten sich öffentlich.

Was als Versuch begann, Einfluss zu nehmen, entpuppte sich als unfreiwilliges Wahlkampfgeschenk. Selbst der konservative Herausforderer Pierre Poilievre forderte Trump öffentlich auf, sich „aus Kanadas Wahl herauszuhalten“.

Ein Satz, der hängen bleibt

Carneys Antwort kam prompt – und brachte die Stimmung auf den Punkt: „Das ist Kanada, und wir entscheiden, was hier passiert.“ In einem Land, das sich gern als höflich und pragmatisch versteht, traf der Satz einen Nerv.

Während Carney auf wirtschaftliche Erfahrung und besonnene Führung setzte, versuchte Poilievre, mit Themen wie Inflation, Kriminalität und Wohnungsnot zu punkten. Doch am Ende überwog offenbar das Bedürfnis nach Stabilität – gerade angesichts eines lauten Nachbarn im Süden.

Carneys riskante Wette zahlt sich aus

Der Wahlsieg markiert eine erstaunliche Wende. Erst im März hatte Carney, früherer Chef der Bank of Canada und der Bank of England, die Führung der Liberalen übernommen. Er rief schnell Neuwahlen aus – eine riskante Strategie, die nun belohnt wird.

Ausgelassene Stimmung bei den Liberalen: Ersten Prognosen zufolge gewinnen Carneys Anhänger 139 von 343 Wahlkreisen – ein Comeback, das bis vor wenigen Monaten kaum jemand für möglich hielt.

Carney vertraute auf eine einfache Botschaft: Wer mit Finanzkrisen umgehen kann, könne auch politischen Druck von außen meistern. Der Plan ging auf. In Ottawa und anderen Großstädten herrschte ausgelassene Stimmung, als die ersten Ergebnisse eintrafen.

Signal weit über Kanada hinaus

Der Wahlausgang ist mehr als eine innere Angelegenheit. Er ist ein Signal an die Welt: Kanada bleibt souverän. Und ein deutliches Zeichen an Donald Trump, dass selbst die populärsten Parolen nicht jede Grenze überwinden.

Mark Carney und seine Liberalen haben die Wahl nicht trotz Trumps Einmischung gewonnen – sondern gerade wegen ihr. Das dürfte auch in Washington nicht unbemerkt bleiben.