12. Februar, 2025

Startups & VC

Cargobeamer: schneller als die Bahn – aber auch profitabel?

Das Leipziger Start-up will die Güterbahn revolutionieren. Eine neue Finanzierungsrunde bringt fast 200 Millionen Euro – und beschleunigt den Ausbau neuer Terminals.

Cargobeamer: schneller als die Bahn – aber auch profitabel?
Cargobeamer verspricht Güterzug-Beladung in 15 Minuten, während DB Cargo Stunden braucht. Doch reicht Effizienz allein, um sich gegen den Platzhirsch durchzusetzen?

Der Schienengüterverkehr ist in Deutschland oft teuer, langsam und ineffizient. Doch das Leipziger Unternehmen Cargobeamer zeigt, dass es auch anders geht. Die innovative Technik des Start-ups ermöglicht es, komplette Güterzüge in wenigen Minuten zu be- und entladen – ein Prozess, für den die Deutsche Bahn teils vier Stunden benötigt.

Kein Wunder, dass Investoren großes Interesse zeigen: Mit frischem Kapital soll das Wachstum forciert werden. Doch kann Cargobeamer dem Platzhirsch DB Cargo ernsthaft Konkurrenz machen?


Fast 200 Millionen Euro für die Expansion

Das Geld für den Ausbau kommt von namhaften Investoren. In der zweiten Finanzierungsrunde sammelte Cargobeamer bis zu 65 Millionen Euro ein, insgesamt dürfte das Unternehmen nun rund 205 Millionen Euro an Kapital gesichert haben.

Die wichtigsten Geldgeber:

  • Der nordamerikanische Fonds Orion Infrastructure Capital (OIC)
  • Bestehende Investoren, darunter die Industriellenfamilien Flick, Wacker und Klatten
  • Das deutsche Eisenbahnbundesamt und das Schweizer Bundesamt für Verkehr, die insgesamt 90 Millionen Euro beisteuern

Mit dem Kapital soll vor allem der Bau neuer Terminals finanziert werden. Bislang existiert nur eine vollautomatisierte Anlage in Calais, doch bis 2030 will CEO Nicolas Albrecht rund 20 dieser modernen Verladestationen betreiben – darunter bis zu sechs in Deutschland.


Was macht Cargobeamer anders als die Bahn?

Die Technologie von Cargobeamer setzt auf ein patentiertes System, das den Ladevorgang massiv beschleunigt:

  • Güterzüge werden innerhalb von 15 bis 20 Minuten vollständig beladen
  • Sattelauflieger werden in große Stahlwannen gestellt und mit einer Schiebeanlage direkt auf spezielle Waggons bewegt
  • Da der gesamte Zug gleichzeitig beladen wird, entfallen lange Standzeiten und teure Rangierprozesse

Zum Vergleich: DB Cargo setzt noch immer auf ein System, das aus dem Kaiserreich stammt. Einzelwaggons müssen mühsam manuell rangiert und zusammengestellt werden – ein Prozess, der bis zu vier Stunden dauern kann und die Bahn jährlich Millionen kostet.

Cargobeamer hat sich damit eine Nische geschaffen, in der es deutlich effizienter operiert als der Marktführer.


Neue Verbindungen – und Kampf um Marktanteile

Das Start-up setzt bereits auf ein wachsendes Netz:

  • Aktuell betreibt es Verbindungen zwischen Perpignan und Calais, mit Weiterfahrt nach Großbritannien
  • Eine Strecke von Bari nach Kaldenkirchen ist in Betrieb
  • Kornwestheim (Stuttgart) wird im Februar 2025 angebunden

Mit der geplanten Expansion steigt der Druck auf DB Cargo, das nach wie vor tiefrote Zahlen schreibt. Doch der Markt für innovative Güterlogistik ist hart umkämpft.


Die Konkurrenz schläft nicht – Helrom als Herausforderer

Cargobeamer ist nicht der einzige Anbieter, der den Schienengüterverkehr modernisieren will. Helrom, ein weiterer Innovator, verfolgt ein anderes Konzept:

  • Statt festinstallierter Verladesysteme nutzt Helrom mobile Zugmaschinen, die Sattelauflieger in seitlich aufklappbare Waggons schieben
  • Helrom ist auf Strecken wie Wien-Düsseldorf, Wien-Braunschweig und Regensburg-Verona aktiv
  • Nachteil: Das Be- und Entladen dauert weiterhin bis zu zwei Stunden, während Cargobeamer in 15 Minuten fertig ist

Für Spediteure wird entscheidend sein, welches System langfristig günstiger und effizienter arbeitet. Die Nachfrage nach schnellen und klimafreundlichen Transportlösungen wächst – und der Wettbewerb um Marktanteile wird härter.


Fazit: Cargobeamer wächst, aber die Bahn bleibt mächtig

Cargobeamer hat mit seiner innovativen Technik bewiesen, dass der Schienengüterverkehr deutlich effizienter sein kann. Doch der Weg zur echten Alternative zur Deutschen Bahn ist noch lang.

Die größten Herausforderungen:
✅ Ausbau der geplanten 20 Terminals bis 2030
✅ Konkurrenz durch etablierte Anbieter wie DB Cargo und neue Player wie Helrom
✅ Weiterhin hohe Investitionskosten für den Aufbau neuer Strecken