Die Automobilwelt steht vor einem historischen Wendepunkt: Mit Verkaufszahlen, die Monat für Monat neue Rekorde aufstellen, schickt sich der chinesische Elektroautobauer BYD an, den amerikanischen Riesen Ford bei den weltweiten Verkäufen hinter sich zu lassen. BYD verkaufte im Oktober 2024 über 500.000 Fahrzeuge – eine Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
Damit rückt das Unternehmen näher an sein ambitioniertes Jahresziel von 3,6 Millionen Fahrzeugen. Ford hingegen verharrt bei rund 1,1 Millionen verkauften Autos pro Quartal. Es ist ein ungleicher Kampf, der die Kräfteverhältnisse in der Autoindustrie auf den Kopf stellt.
Warum BYD gewinnt: Elektroautos für alle
Der Schlüssel zu BYDs Erfolg liegt in seiner Zugänglichkeit. Statt sich wie viele westliche Hersteller auf teure Premium-Modelle zu konzentrieren, bietet das Unternehmen erschwingliche Elektroautos, die sich eine breite Käuferschicht leisten kann.
Ein Beispiel ist der Seagull, ein kompakter E-Wagen, der in China für rund 9.700 US-Dollar zu haben ist. Damit macht BYD Elektromobilität auch für Käufer in Schwellenländern erschwinglich – ein Markt, den Ford und andere westliche Hersteller weitgehend ignoriert haben.
In Ländern wie Brasilien, Mexiko und Thailand, wo hohe Preise oft eine Hürde darstellen, erobert BYD mit dieser Strategie Marktanteile. „Während westliche Hersteller über den Preis die Marke definieren, setzt BYD auf Volumen und Zugänglichkeit“, sagt ein Branchenexperte.
Der Ansatz scheint aufzugehen: BYD gewinnt nicht nur Kunden, sondern festigt auch seine Position als Pionier der globalen Elektromobilität.
Globale Expansion: Von China in die Welt
BYD denkt längst über die Grenzen Chinas hinaus. Das Unternehmen investiert massiv in neue Produktionsstätten weltweit. In Thailand hat BYD kürzlich ein Werk eröffnet, das jährlich 150.000 Fahrzeuge produzieren soll. In Mexiko entsteht eine weitere Fabrik mit einer geplanten Kapazität von bis zu 500.000 Fahrzeugen pro Jahr.
Die Strategie ist klar: eine globale Produktionsbasis, die den Zugang zu internationalen Märkten sichert und gleichzeitig die Abhängigkeit vom Heimatmarkt reduziert.
Diese Expansionspolitik zeigt Wirkung. BYD etabliert sich zunehmend als ernsthafter Wettbewerber auf Märkten, die westliche Hersteller traditionell dominieren. Es ist ein klares Signal: Die Automobilindustrie gehört nicht mehr ausschließlich den großen Namen aus den USA, Europa oder Japan.
Ford unter Druck: Die Zeit der Ausreden ist vorbei
Während BYD mit erschwinglichen Elektroautos den Markt erobert, kämpft Ford mit hausgemachten Problemen. Hohe Produktionskosten und technische Hürden machen es dem US-Konzern schwer, im Elektrosegment Fuß zu fassen. Jim Farley, CEO von Ford, räumte kürzlich ein, dass die Effizienz von BYD bei der Herstellung kostengünstiger Fahrzeuge „beeindruckend“ sei.
Doch Bewunderung allein reicht nicht aus. Ford verlagert seine Prioritäten zunehmend auf Hybridmodelle – ein sicherer, aber wenig visionärer Schritt.
Dieser Rückzug aus dem reinen EV-Segment könnte Ford teuer zu stehen kommen. Während Konkurrenten wie BYD den Markt für Elektroautos dominieren, riskiert Ford, den Anschluss zu verlieren. Der einstige Pionier der Automobilindustrie steht vor einer ungewissen Zukunft.