Die britische Regulierungsbehörde Ofcom hat Royal Mail eine Geldstrafe auferlegt, nachdem das Unternehmen seine Zustellziele verfehlt hat. Diese Nachricht erhöht den Druck auf den britischen Postdienst, da er sich auf eine Übernahme durch den tschechischen Milliardär Daniel Křetínský vorbereitet. Ofcom verkündete, dass Royal Mail wegen unzureichender Leistungen im jüngsten Geschäftsjahr eine Strafe von 10,5 Millionen Pfund zahlen müsse, beinahe doppelt so viel wie die Vorjahresstrafe von 5,6 Millionen Pfund. Das Unternehmen, einst in staatlichem Besitz, lieferte lediglich 74,7 Prozent der Erstklasspost innerhalb eines Werktages und 92,7 Prozent der Zweitklasspost innerhalb von drei Werktagen, weit unter den angestrebten 93 bzw. 98,5 Prozent. Der Direktor für Durchsetzungsangelegenheiten bei Ofcom, Ian Strawhorne, äußerte, dass zu viele Briefe verspätet ankämen und somit das Vertrauen der Öffentlichkeit in die 508 Jahre alte Institution erschüttert würde. Royal Mail muss sich zudem seit dem Geschäftsjahr 2017/18 jährlich mit verfehlten Zielen auseinandersetzen, wenngleich Ofcom während der Covid-19-Pandemie keine Geldstrafen verhängte. Das Szenario stellt eine erhebliche Herausforderung für Křetínský dar, der plant, das Unternehmen zu modernisieren und bis zum ersten Quartal 2025 seinen 5,3 Milliarden Pfund schweren Erwerb von Royal Mails Muttergesellschaft abzuschließen. Diese Übernahme, die im Mai vereinbart wurde, erhielt bereits die Zustimmung des Managements, wartet jedoch noch auf grünes Licht seitens der Regierung. Křetínský, der bekannt für seine Investitionen in die britische Supermarktkette J Sainsbury und den Fußballverein West Ham United ist, hat versichert, die Lieferverpflichtungen von Royal Mail mit Respekt zu behandeln. International Distribution Services, das Mutterunternehmen von Royal Mail, hob hervor, dass zwar nötige Veränderungen umgesetzt würden, aber dringende Reformen beim universellen Dienst vonnöten seien. Angesichts sinkender Nachfrage durch E-Mails möchte Royal Mail die Zustellung von Zweitklassbriefen auf drei Tage in der Woche reduzieren, um Kosten zu sparen. Ofcom erkennt an, dass diese Änderung in Kombination mit der Beibehaltung der Sechstagezustellung für Erstklassbriefe die Zuverlässigkeit verbessern und Effizienzgewinne ermöglichen könnte.