23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Bürgergeld: Ein Balanceakt zwischen Erwerbsanreizen und Unterstützung

Bürgergeld: Ein Balanceakt zwischen Erwerbsanreizen und Unterstützung

In der jüngsten Diskussion um das Bürgergeld zeichnet sich eine differenzierte Perspektive auf das komplexe Zusammenspiel von Arbeitsmarktintegration und staatlicher Unterstützung ab. Etwa 50 Prozent der Bürgergeld-Empfangenden benötigen nach sechs Monaten in Arbeit weiterhin Unterstützung, was bei Politikern, wie der Parteigründerin Sahra Wagenknecht, für Unmut sorgt. Sie sieht in dieser Quote einen Anlass zur Besorgnis und stellt die Frage nach den Ursachen: Liegt das Problem in der Motivation der Betroffenen, in unangemessenen Arbeitsbedingungen oder begrenzt sich alles auf temporäre Arbeitsverträge?

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hingegen verteidigt das Konzept des Bürgergeldes und hebt hervor, dass zwei Drittel der Empfänger nach einer Arbeitsplatzaufnahme nicht zurück in den Leistungsbezug fallen. Dies verdeutlicht, dass das Bürgergeld nicht automatisch in die Abhängigkeit führt, sondern strukturelle Herausforderungen wie geringe Löhne und Teilzeitarbeit maßgeblich bestimmen, warum Menschen trotz Beschäftigung weiterhin Unterstützung benötigen.

Um das Dilemma zu entschärfen, dass Arbeit für Sozialleistungsbeziehende häufig finanziell unattraktiv ist, schlugen die Forscher der Institute ifo und ZEW vor, die Kürzungsraten des Bürgergeldes bei einem höheren Erwerbseinkommen zu reduzieren. Dadurch könnten Anreize zur Mehrarbeit entstehen. Der Staat müsste zwar zunächst mit höheren Transferzahlungen rechnen, könnte aber von gesteigerten Steuereinnahmen profitieren.

Besonders betroffen von der Problematik sind Alleinerziehende und Familien mit niedrigem Einkommen, deren finanzielle Situation trotz Arbeit kaum spürbar verbessert wird. Laut einer Expertenanalyse gereichen ihnen zusätzliche Einkünfte oft nur bedingt zum Vorteil.

Eine Anpassung der Kürzungsmechanismen könnte sowohl das verfügbare Einkommen erhöhen als auch die Beschäftigung sichern, was letztlich dem Wirtschaftsstandort Deutschland zugutekommen könnte.