Die Bürger des oberbayerischen Marktl haben sich am Sonntag für die Errichtung von Windrädern im Gemeindegebiet ausgesprochen. In einem Bürgerentscheid stimmten 60,17 Prozent der Wähler mit Ja, wie die Marktgemeinde im Landkreis Altötting bekannt gab. Gegen den Bau der Windräder sprachen sich 39,52 Prozent aus. Erfreulich hoch war die Wahlbeteiligung, die etwas über 70 Prozent lag.
Die im Entscheid abgesegneten vier Windräder sind Teil des größten geplanten Windparks in Bayern. Ursprünglich waren 40 Anlagen im Altöttinger Forst vorgesehen. Nach intensiven Protesten wurde das Konzept jedoch erheblich verkleinert, sodass nun nur 27 Anlagen mit größeren Abständen zu Wohnhäusern entstehen sollen, um Akzeptanz zu sichern.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte im Vorfeld für diesen Kompromiss bei einer Bürgerversammlung in Marktl geworben. Bereits im Januar hatten die Bürger der Nachbargemeinde Mehring in zwei Bürgerentscheiden deutlich gegen den Bau von Windanlagen gestimmt, was zu politischen Spannungen und reger Diskussion in der Region führte.
Der Gemeinderat von Marktl hatte im Februar ein Ratsbegehren initiiert und das Datum des Urnengangs auf den Tag der Europawahl festgelegt, um die 2300 Wahlberechtigten zur Teilnahme zu motivieren. Das Ablehnungs-Votum der Mehringer zum bayerischen Prestigeprojekt hatte erheblichen Wirbel und politische Kontroversen ausgelöst.
Zeitweilig brodelte es sogar innerhalb der Bürgerinitiative: Kurz vor einem Besuch Aiwangers traten drei Mitglieder aufgrund des zunehmenden Einflusses der AfD aus der Initiative zurück.
Mit den nun geplanten 27 Windrädern wird vom Wirtschaftsministerium ein Stromertrag von gut 370 Millionen Kilowattstunden kalkuliert. Erste Ergebnisse der Windmessungen werden im Juni erwartet.