Die verführerischen Düfte von Glühwein, gebrannten Mandeln und heißer Bratwurst ziehen wieder durch die Luft der deutschen Hauptstadt, während Berlins über 100 Weihnachtsmärkte ihre Tore öffnen. Diese jahrhundertealte Tradition, die von den Deutschen seit dem Mittelalter zelebriert und in weite Teile der westlichen Welt exportiert wurde, zeigt sich besonders in Berlin in einem facettenreichen Gewand.
Mit einem multikulturellen Bevölkerungsmix, bei dem fast 40% der Berliner Migrationshintergrund haben, und einer der größten LGBTQ+-Communities des Landes überrascht es nicht, dass das Angebot der Märkte äußerst vielfältig ist. Ein LGBTQ+-Markt lockt mit Regenbogen-Pierogi und Unterhaltung durch Drag Queens, während ein skandinavischer Markt Elchgulasch und Rentiersalami anbietet. Ein anderer Markt spricht mit unkonventionellen Geschenkideen sowie ein historischer Markt, der die Besucher in mittelalterliche Zeiten versetzt, die Sinne an.
"Es ist eine wundervolle Atmosphäre", beschreibt Paul Middleton den Markt "Christmas Avenue", der in den Farben des Regenbogens erstrahlt. Für die LGBTQ+-Gemeinde etwas Positives in einem sicheren Umfeld zu bieten, in dem jeder willkommen ist, steht für Middleton, der vor drei Jahren aus London nach Berlin kam, im Vordergrund.
Neben Ständen, die suggestive Kerzen und bunte Seifen verkaufen, verkauft Middleton selbst schwulenfreundliche Weihnachtsshirts. Der Markt zieht nicht nur gleichgeschlechtliche Paare, sondern auch heterosexuelle Besucher, Nachbarschaftsbewohner und Gruppen von Müttern mit Kinderwagen an, wie Sebastian Ahlefeld, Sprecher der "Christmas Avenue", berichtet.
Marco Klingberg, ein Polizist und Mitglied der LGBTQ+-Polizeiorganisation in Brandenburg, erklärte, dass trotz Berlins Ruf als gay-freundliche Stadt, Übergriffe auf die Community immer noch ein Thema sind und solche geschützten Bereiche umso wichtiger machen. "In erster Linie ist es ein sicherer Ort", betont er.
Sicherheit ist nicht nur auf dem LGBTQ+-Markt ein Anliegen, wo alle Besucher einer Taschenkontrolle unterzogen werden. Auch auf anderen Märkten patrouillierten am Montagabend Polizisten, denn die Erinnerung an den verheerenden Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt vor acht Jahren ist bei vielen Berlinern noch präsent.