Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) präsentiert erstmals ein umfassendes Wahlprogramm, das sowohl linke als auch rechte Forderungen vereint und damit die politische Landschaft überrascht. Der Programmentwurf ist bereits vor seiner offiziellen Beschlussfassung am 12. Januar an die Öffentlichkeit gelangt und verspricht kontroverse Debatten. Im Fokus steht eine „Infrastruktur-Garantie“: Gesundheit, Wohnen sowie die Versorgung mit Energie und Wasser sollen wieder stärker am Gemeinwohl ausgerichtet werden. Das bedeutet staatliche Eingriffe zur Sicherstellung von Nahverkehr und Krankenhäusern. Zudem wird die Verstaatlichung der Stromnetze gefordert, um die Netzentgelte zu senken und Investitionen in Schlüsselindustrien durch einen Industriefonds zu tätigen. Große Unternehmen in diesen Branchen sollen zu innovationsfreundlichen Stiftungen umgewandelt werden, wenn sie staatliche Unterstützungen in Anspruch nehmen. Gleichzeitig plant das BSW auch Entlastungen: Mit dem „Tag der Entrümpelung“ sollen überflüssige Berichtspflichten und Stellen in Ministerien abgeschafft werden. Ein weiterer Punkt ist die gelockerte Schuldenbremse, damit mehr Mittel für Infrastrukturprojekte bereitstehen. Auch eine Vermögenssteuer soll wieder eingeführt werden. Soziale Verbesserungen umfassen höhere Renten nach dem Vorbild Österreichs und einen Mindestlohn von 15 Euro. Bildungsreformen sehen einheitliche Standards vor, finanziert durch den Bund. In der Energiepolitik bleibt das BSW bei russischen Gasimporten und lehnt neue Atomkraftwerke ab. Friedenspolitisch fordert die Partei einen bedingungslosen Waffenstillstand in der Ukraine und ein Ende von Rüstungslieferungen, auch an Israel. Migrationstechnisch soll das Asylrecht drastisch eingeschränkt werden, indem Einreisende aus sicheren Drittstaaten kaum Chancen auf Asyl haben. Diese Mischung widersprüchlicher Elemente aus links- und rechtspolitischen Ansätzen dürfte für Gesprächsstoff und Meinungsverschiedenheiten sorgen.