Schuldenaufnahme in Rekordhöhe
Es ist eine der umstrittensten Finanzentscheidungen der vergangenen Jahre: Heute soll der Bundestag über ein schuldenfinanziertes Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro abstimmen.
Damit sollen Infrastrukturprojekte vorangetrieben und Verteidigungsausgaben ermöglicht werden. Weil die Schuldenbremse dafür gelockert werden muss, braucht es eine Grundgesetzänderung – und damit eine Zweidrittelmehrheit.
Karlsruhe lehnt Eilanträge ab
Gegner der geplanten Abstimmung hatten vor dem Bundesverfassungsgericht eine einstweilige Anordnung beantragt. Sie argumentierten, dass die Beratungszeit für ein so weitreichendes Gesetz zu kurz gewesen sei. Vor allem die erst drei Tage vor der Abstimmung eingebrachte Regelung zur „Klimaneutralität bis 2045“ sei nicht ausreichend diskutiert worden.
Das Gericht wies die Eilanträge jedoch ab. Die Richter begründeten ihre Entscheidung damit, dass eine Verzögerung der Abstimmung schwerer wiegen würde als mögliche Verstöße gegen Abgeordnetenrechte.
Ob es tatsächlich zu Verletzungen parlamentarischer Rechte kam, soll erst im Hauptsacheverfahren entschieden werden.
Politisches Kalkül hinter dem Zeitdruck?
Besonders brisant: Die Abstimmung wird noch vor dem Zusammentritt des neuen Bundestags am 25. März durchgeführt. In der kommenden Legislaturperiode hätte die aktuelle Regierungskoalition nicht mehr die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Grundgesetzänderung. Daher drängen Union, SPD und Grüne darauf, die Entscheidung jetzt noch mit den bestehenden Mehrheiten durchzubringen.

Kritiker sprechen von einem fragwürdigen Verfahren. Vertreter der FDP, AfD, Linkspartei und des BSW werfen der Regierung vor, die Abstimmung absichtlich vorzuziehen, um eine Debatte im neuen Bundestag zu umgehen. Auch der Zeitpunkt der letzten Änderungen im Gesetzesentwurf sorgt für Unmut: „Ein so weitreichendes Gesetz wenige Tage vor der Abstimmung zu ändern, ist eine Missachtung des Parlaments“, erklärte ein FDP-Abgeordneter.
Offene Fragen zur Schuldenbremse
Neben der Höhe des Sondervermögens steht vor allem die geplante Lockerung der Schuldenbremse zur Debatte. Während SPD und Grüne betonen, dass massive Investitionen notwendig seien, warnt die Opposition vor einem Dammbruch: „Wenn wir jetzt eine Ausnahme für Verteidigung machen, ist die Schuldenbremse faktisch Geschichte“, so ein Unionspolitiker.
Was bedeutet das für die Finanzmärkte?
Die Finanzmärkte beobachten die Entwicklungen mit Argusaugen. Eine Aufweichung der Schuldenbremse könnte Deutschland finanziell mehr Spielraum geben, aber auch das Vertrauen der Investoren in die Haushaltsdisziplin der Regierung belasten. Ratingagenturen hatten bereits signalisiert, dass eine hohe Neuverschuldung mittelfristig Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit Deutschlands haben könnte.
Einigung oder Blockade?
Ob die Abstimmung heute tatsächlich zur Verabschiedung des Gesetzes führt, hängt von den Mehrheiten ab. Union, SPD und Grüne haben sich im Vorfeld auf den Entwurf geeinigt, doch ob die notwendige Zweidrittelmehrheit zustande kommt, bleibt abzuwarten.
Klar ist: Die heutige Entscheidung wird weitreichende Folgen für die finanzpolitische Zukunft Deutschlands haben – und möglicherweise den Grundstein für weitere Lockerungen der Schuldenbremse legen.
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