20. September, 2024

Wirtschaft

Bundesregierung stärkt Commerzbank gegen Unicredit-Übernahme

Bundesregierung stärkt Commerzbank gegen Unicredit-Übernahme

Die Bundesregierung hat der teilverstaatlichten Commerzbank in ihrem Bestreben um Eigenständigkeit und gegen eine potenzielle Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit deutlichen Rückhalt gegeben. Nach einer Sitzung des interministeriellen Lenkungsausschusses des Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) teilte die Regierung mit, dass der Staat vorerst keine weiteren Anteile an der Commerzbank veräußern wird. "Die Commerzbank ist ein stabiles und ertragsstarkes Institut. Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet. Dies begleitet der Bund bis auf Weiteres mit der Aufrechterhaltung seiner Beteiligung." Erst im September hatte der Bund seinen Anteil um 4,5 Prozentpunkte auf 16 Prozent reduziert, wobei Unicredit die daraus resultierenden Aktien erwarb und sich insgesamt 9 Prozent der Anteile sicherte. Die italienische Bank ist seitdem der zweitgrößte Anteilseigner der Commerzbank. Unicredit-Chef Andrea Orcel erklärte nach dem Einstieg, dass er an einem Kauf der zweitgrößten deutschen Privatbank interessiert sei, betonte jedoch, dass dies nicht gegen den Willen der Verantwortlichen geschehen solle. Gewerkschaften und Betriebsräte, die einen radikalen Stellenabbau im Falle einer Übernahme befürchten, forderten vehement ein klares Bekenntnis der Regierung zur Eigenständigkeit der Commerzbank. Verdi-Chef Frank Werneke appellierte: "Der Bund darf keine weiteren Anteile an der Commerzbank abgeben, sondern muss sich klar für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut positionieren, auch und gerade im Interesse der deutschen Wirtschaft." Laut Uwe Tschäge, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Commerzbank, könnten bis zu zwei Drittel der Arbeitsplätze gefährdet sein, sollte eine Übernahme durch die italienische Bank zustande kommen. Diese Ansicht teilt auch der stellvertretende Aufsichtsratschef der Commerzbank, der vor übereilten Entscheidungen beim Verkauf weiterer Aktien warnte. Ende Juni beschäftigte die Commerzbank weltweit ca. 38.700 Vollzeitkräfte, davon über 25.000 in Deutschland. Unicredit ist seit der Übernahme der Hypovereinsbank im Jahr 2005 auf dem deutschen Markt aktiv. Die Münchner Bank hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter den Italienern einen erheblichen Stellenabbau erfahren.