Im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Atomausstieg nehmen die Befragungen heute eine entscheidende Wendung, während Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Die erwarteten Aussagen von Habeck könnten Klarheit über die umstrittenen Entscheidungen rund um den Atomausstieg im April 2023 bringen. Hinter der Debatte steht die Energiekrise, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöst wurde und dazu führte, dass die letzten drei Atomkraftwerke Deutschlands länger am Netz blieben als ursprünglich vorgesehen. Dieses politisch brisante Thema fand seinen Höhepunkt in einem Machtwort von Kanzler Scholz im Herbst 2022, wie der ehemalige Finanzminister Christian Lindner im Ausschuss betonte. Umweltministerin Steffi Lemke hob die Priorität der nuklearen Sicherheit für ihr Ministerium hervor und stellte klar, dass einzig verantwortungsbewusstes Regierungshandeln im Fokus gestanden habe. Kritik aus den Reihen der Union, die Lemke und Habeck eine voreingenommene Prüfung vorwirft, tritt sie entschieden entgegen. Lindner zeigt sich indes kritisch gegenüber seinen ehemaligen Koalitionspartnern bei den Grünen und wirft ihnen parteipolitische Prioritäten bei der Kernenergiefrage vor. Der FDP-Chef machte deutlich, dass in der Energiekrise ein pragmatischeres Vorgehen nötig gewesen wäre, auch bezüglich einer möglichen Wiederinbetriebnahme bereits stillgelegter Atomkraftwerke. Währenddessen verteidigte Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt die Entscheidung zur Laufzeitverlängerung, da sie entscheidend zur Sicherung der Energieversorgung beigetragen habe. Mit den heutigen Zeugenbefragungen wird die Zahl der Anhörungen auf 40 steigen, was der Ausschussvorsitzende Stefan Heck als bemerkenswert angesichts der verkürzten Legislaturperiode bezeichnete. Ein Abschlussbericht mit Fraktionsstellungnahmen ist für Februar geplant.