08. September, 2024

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Bundesagrarministerium treibt Nutzhanf-Anbau voran: Chancen und Herausforderungen

Bundesagrarministerium treibt Nutzhanf-Anbau voran: Chancen und Herausforderungen

Die Legalisierung von Cannabis für volljährige Konsumenten in Deutschland hat bereits seit vier Monaten für Aufmerksamkeit gesorgt, doch der Anbau von Nutzhanf für kommerzielle Zwecke existiert schon weit länger. Vor allem für Produkte wie Textilien, Lebensmittel und Kosmetik wird Hanf zunehmend genutzt, auch wenn das Geschäft bislang eine Nische bleibt. Das Bundesagrarministerium plant nun, diese Branche mit neuen Regelungen zu stärken und attraktiver zu machen. Gleichzeitig betont die Branche jedoch die Notwendigkeit deutlicher Vereinfachungen.

Ein Sprecher des Ministeriums bekräftigte, der Anbau von Nutzhanf habe in Deutschland erhebliches Wachstumspotenzial. Ein geplantes Gesetz zielt darauf ab, die Anbaumöglichkeiten zu erweitern und mehr Rechtssicherheit zu schaffen, mit dem Ziel einer Umsetzung bis Anfang 2025. Der Entwurf betont, dass Lebensmittel mit THC, dem berauschenden Wirkstoff der Pflanze, weiterhin nicht erlaubt sein werden.

Der Anbau zugelassener Nutzhanfsorten ist in der EU schon seit 1996 möglich, allerdings darf der THC-Gehalt in den Blüten nicht über 0,3 Prozent liegen. Im vergangenen Jahr schrumpfte die bundesweite Anbaufläche von Nutzhanf jedoch erstmals auf 5800 Hektar. Zum Vergleich: Weizen wird auf 2,9 Millionen Hektar angebaut. Die Anbauer sehen die Rechtsunsicherheit als Hemmnis und begrüßen daher den Vorstoß des Ministeriums, eine Klausel zu streichen, die bisher Missbrauch zu Rauschzwecken ausschließen soll.

Darüber hinaus soll ein Indoor-Anbau in Gewächshäusern zugelassen werden, um besonders ländlichen Regionen neue Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen. Historische Gesetzesklauseln, die bisher Garten- und Weinbaubetriebe oder die Forstwirtschaft vom Hanfanbau ausgeschlossen haben, sollen ebenfalls fallen. Trotzdem prognostiziert das Ministerium zunächst nur "eine geringe einstellige Anzahl" an Unternehmen, die diesen neuen Möglichkeiten nachgehen werden.

Der Bauernverband sieht das Potenzial, fordert jedoch weitere Vereinfachungen. Generalsekretär Bernhard Krüsken hebt die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und ackerbaulichen Vorteile von Nutzhanf hervor, doch kritisiert die aufwendigen Meldeverfahren und den niedrigen THC-Grenzwert. Landwirte müssten ihre Ernte vernichten, wenn der Grenzwert geringfügig überschritten wird, was nur solche mit großem Durchhaltevermögen in Kauf nähmen.

Neben ökonomischen Chancen hebt das Ministerium auch die ökologischen Vorteile des Hanfanbaus hervor. Hanf benötige nur wenig Dünger, meist keine Pflanzenschutzmittel und zusätzliche Bewässerung sei kaum nötig. Zudem verbessere die Pflanze den Boden und biete Lebensraum für Insekten. Das Angebot an hanfhaltigen Lebensmitteln wachse und Hanfsamen, die reich an Amino- und Fettsäuren sind, fänden zunehmend Verwendung.