In Bulgarien zeichnen sich nach den jüngsten Parlamentswahlen Erfolge für die prowestlichen Parteien ab. Laut Prognosen der Meinungsforschungsinstitute Gallup International Balkan und Alpha Research konnte das Mitte-Rechts-Bündnis Gerb-SDS zwischen 25,1 und 26,4 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Diese Wahlen wurden von der Bevölkerung als entscheidend für die europäische Zukunft des Landes wahrgenommen, da sowohl Gerb-SDS als auch das liberal-konservative Bündnis PP-DB, das mit 14,9 bis 15,4 Prozent zweitstärkste Kraft wurde, die pro-europäische und pro-atlantische Ausrichtung Bulgariens beibehalten möchten.
Interessanterweise nimmt die prorussische Partei Wasraschdane, die mit einem Anteil zwischen 12,9 und 13,8 Prozent den dritten Platz belegt, eine ganz andere politische Haltung ein. Diese nationalistische und populistische Gruppierung fordert nicht nur eine Neuverhandlung des EU-Beitrittsvertrags, sondern zieht auch die Nato-Mitgliedschaft des Landes in Zweifel und strebt ein Referendum zur Einführung des Euro an. Ein solcher Schritt könnte die geopolitische Positionierung Bulgariens erheblich verändern.
Die Wahlbeteiligung und die Resultate deuten darauf hin, dass bis zu neun Parteien den Sprung ins Parlament schaffen könnten, was die Verhandlungen für die Bildung einer neuen Regierung erschweren könnte. Hintergrund dieser vertrackten politischen Lage ist die Tatsache, dass auch nach der letzten Neuwahl im Juni keine Regierungsmehrheit zustande kam. Für den Moment bleibt das Interimskabinett im Amt, während die Nation gespannt auf die amtlichen Ergebnisse am Montag wartet.