In einer Woche, in der die globalen Aktienmärkte über 500 Milliarden US-Dollar an Vermögen vernichteten, gibt es kaum Gewinner. Einer davon heißt Warren Buffett. Während andere Superreiche zweistellige Milliardenbeträge verlieren, steigt sein Vermögen – gegen den Trend.
Nach Daten des Bloomberg Billionaires Index hat der 94-jährige Investor sein Vermögen im bisherigen Jahresverlauf um 11,5 Milliarden Dollar auf nun 153,5 Milliarden Dollar gesteigert.
Zwar fiel auch Buffett dem jüngsten Kursrutsch nicht völlig zum Opfer: Seit dem 2. April verlor er wieder 14,5 Milliarden Dollar – dennoch bleibt sein Nettovermögen auf einem der höchsten Stände der letzten Jahre.
Versicherung statt Vision: Buffett bleibt seinem Muster treu
Der Grund für die vergleichsweise stabile Entwicklung liegt weniger in einem glücklichen Zufall als vielmehr in der strukturellen Ausrichtung von Berkshire Hathaway.
Das Konglomerat ist mit Beteiligungen in Bereichen positioniert, die sich in wirtschaftlich volatilen Phasen als robuster erweisen – allen voran im klassischen Sach- und Haftpflichtversicherungsgeschäft, das weitgehend vom Welthandel entkoppelt ist.
Die Aktien von Berkshire Hathaway verloren seit dem 2. April zwar 8,8 Prozent, doch im Vergleich zum S&P 500, der im gleichen Zeitraum 10,7 Prozent einbüßte, steht das Unternehmen stabiler da als viele Indexschwergewichte.
Während andere verbrennen, sitzt Buffett auf Cash
Nicht nur die Auswahl der Beteiligungen, sondern auch die hohe Liquiditätsquote schützt Buffett derzeit vor stärkeren Verlusten. Berkshire Hathaway verfügte zuletzt über rund 157 Milliarden US-Dollar an Barmitteln – ein historischer Höchststand.
Bereits seit mehreren Quartalen hatte Buffett größere Zukäufe vermieden und Anteile an riskanteren Positionen wie Apple und der Bank of America schrittweise reduziert.
Beide Unternehmen standen zuletzt unter Druck: Apple verlor allein in fünf Handelstagen über 600 Milliarden Dollar an Börsenwert, nachdem Donald Trump neue Strafzölle auf chinesische Elektronikimporte angekündigt hatte. Auch die Bank of America, stark abhängig von Zinsmargen und Konsumverhalten, geriet unter Verkaufsdruck.
Buffetts vorsichtige Reduktion dieser Positionen dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass seine persönlichen Verluste im Vergleich zur Milliardärskolonne gering ausfielen.
Marktbereinigung als Chance – Buffett wartet auf den Moment
In der Investmentwelt ist es längst ein wiederkehrendes Muster: Wenn andere verkaufen, beginnt Buffett zu kaufen. Noch hält sich der Investor mit großen Transaktionen zurück, doch Brancheninsider rechnen damit, dass Berkshire Hathaway in den kommenden Wochen verstärkt auf Schnäppchenjagd gehen könnte.
Denn die Voraussetzungen passen: tiefe Kurse, volle Kasse und ein sich zunehmend bereinigender Markt. Historisch gesehen hat Buffett in vergleichbaren Phasen – etwa während der Finanzkrise 2008 oder in der Frühphase der Corona-Pandemie – oft antizyklisch investiert und hohe Renditen erzielt.

Musk verliert, Bettencourt gewinnt leicht
Die relativen Gewinner und Verlierer dieser Krise zeigen ein deutliches Bild. Elon Musk, derzeit noch reichster Mensch der Welt, verlor seit Jahresbeginn 134,7 Milliarden Dollar. Sein Vermögen fiel auf 297,8 Milliarden Dollar – erstmals seit November unter die psychologisch wichtige 300-Milliarden-Marke.
Ein weiteres Plus verzeichnete Françoise Bettencourt Meyers, Erbin des Kosmetikkonzerns L'Oréal. Sie legte 1,8 Milliarden Dollar zu und rangiert aktuell auf Platz 19 der Bloomberg-Rangliste. Buffett steht nun auf Rang vier – knapp hinter Jeff Bezos.
Buffetts Strategie bleibt altmodisch – und wirkt
Was Warren Buffett vom Rest der Tech- und Wachstumselite unterscheidet, ist weniger sein Instinkt als seine Konsequenz. Während viele Investoren auf Wachstumsfantasien, Skaleneffekte und aggressive Expansion setzen, bleibt er dem Prinzip treu, nur zu kaufen, was er versteht – und wofür es langfristige Nachfrage gibt.
Versicherungen, Eisenbahnen, Energieversorger – Buffett investiert dort, wo stabile Cashflows und reale Geschäftsmodelle die Regel sind. Diese konservative Grundhaltung wirkt in euphorischen Phasen oft altmodisch, doch in Krisen zahlt sie sich regelmäßig aus.
Ein Ausnahme-Investor in einer Zeit der Ausnahmen
Trotz seines hohen Alters bleibt Buffett präsent, wach und – vor allem – kalkulierend. Die aktuelle Marktvolatilität könnte für ihn das sein, was andere als Risiko begreifen: eine Gelegenheit. Ob es dem „Orakel von Omaha“ erneut gelingt, diese zu nutzen, bleibt offen.
Fest steht: Während die Welt über verlorene Milliarden spricht, hat Buffett in aller Stille ein Dutzend Milliarden hinzugewonnen.
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