Inmitten der politischen Wiederkehr von Donald Trump plant Luiz Inácio Lula da Silva, Brasiliens Präsident, die Ausrichtung des kommenden G20-Gipfels in Rio de Janeiro am 18. und 19. November. Die Staatsoberhäupter der 19 weltweit größten Volkswirtschaften, zusammen mit Vertretern der Europäischen und Afrikanischen Union, werden sich versammeln, um zentrale globale Herausforderungen zu diskutieren. Lulas Ambitionen für den Gipfel sind umfassend: Er strebt die Schaffung einer globalen Allianz zur Reduzierung von Hunger und Armut an, eine Reform internationaler Institutionen sowie eine Erhöhung der finanziellen Verpflichtungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Darüber hinaus hofft er, Unterstützung für eine weltweite Milliardärssteuer zu gewinnen, wobei er auf mögliche Unterstützung durch den amerikanischen Präsidenten "auf Abruf", Joe Biden, zählt.
Ein potenzieller Stolperstein für Lulas multilaterale Pläne könnte Trumps Rückkehr auf die globale Bühne sein. Doch ein bedeutsamer Trost spielt sich im Osten ab: Die Verbindung zu Xi Jinping. Nach dem G20-Treffen plant Chinas Präsident, nach Brasília zu reisen, um gemeinsam mit Lula 50 Jahre diplomatische Beziehungen ihrer Länder zu feiern. Zahlreiche Handels- und Kooperationsabkommen sollen unterzeichnet werden, von Rindfleisch bis hin zu Satellitentechnologien. Ein ehemaliger brasilianischer Botschafter in Beijing beschreibt die Zusammenarbeit als eine “Hochzeitsreise” über den Handel hinaus. Äußerungen Xis, dass die Freundschaft zwischen China und Brasilien „ungehindert wie der Yangtze und der Amazonas fließen“ solle, unterstreichen diese Entwicklungen.
Treibende Kräfte hinter dieser Annäherung sind vielfältig. In Brasilien sind es vor allem politische Gegebenheiten: Kurz vor der US-Wahl äußerte Lula versteckte Unterstützung für Kamala Harris, während Trump in engem Kontakt zu Jair Bolsonaro stand. Ein weiterer Player in diesem geopolitischen Spiel ist Elon Musk, der in Brasilien mit seinem Plattform X auf Widerstand stieß. Dazu sagte Lulas Frau öffentlich: „Fuck you, Elon Musk“. Musk reagierte prompt und drohte auf X: „Sie verlieren die nächste Wahl“.
Für China sind die Anreize strategischer Natur: Angesichts drohender Strafzölle von 60% auf chinesische Importe durch die USA, strebt China die Diversifizierung seiner Exportmärkte an, wobei die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt, Brasilien, eine Schlüsselrolle spielt. Zudem teilen beide Länder eine multipolare Weltanschauung und das Bestreben, vom US-Dollar unabhängiger zu werden.
Von entscheidender Bedeutung für die Freundschaft ist, dass China genau das erwerben möchte, was Brasilien bietet. Chinesische Investitionen, insbesondere in Technologie, Industrie und grüne Energien wecken Lulas Begeisterung. Obwohl die USA den größten Teil der Auslandsinvestitionen in Brasilien ausmachen, hat china - wenngleich in abnehmendem Maße - überwiegend in den Bereich der sauberen Energie investiert.
Hsia Hua Sheng von der Fundação Getulio Vargas betont, dass die Qualität der chinesischen Investitionen in Brasilien gestiegen sei und häufig mit lokal ansässigen Partnerschaften einhergeht. Firmen wie SpaceSail und Galaxy Space spielen dabei eine Rolle, wenn Brasilien einen Weg finden sollte, ihre komplizierte Beziehung zu den USA zu managen. Eine Erweiterung der finanzwirtschaftlichen Kooperationen steht in Aussicht, wo der symbolische Schritt vorgenommen wurde, den Handel in lokalen Währungen abzuwickeln.
Sollte Trump seine Drohungen wahrmachen, könnten die diplomatischen Bemühungen und die Beziehungen zwischen Brasilien und China möglicherweise auf ein neues Level gehoben werden.