Ein radikaler Schnitt mit Folgen
53 auf fast 182 US-Dollar – das ist die bisherige Bilanz der Broadcom-Aktie seit der Ankündigung, VMware für 61 Milliarden Dollar zu übernehmen. Ein Kursfeuerwerk, das viele Analysten aufhorchen lässt.
Doch hinter dem Aufstieg steht ein knallharter Umbau: Mitarbeiter entlassen, Lizenzmodelle umgekrempelt, Produkte gestrichen. Der Konzern hat sich in kürzester Zeit selbst neu erfunden – und dabei viele Brücken hinter sich verbrannt.
Aus Halbleiter wird Cloud-Imperium
Lange war Broadcom vor allem eines: ein Chip-Gigant. Netzwerktechnologie, iPhone-Komponenten, Infrastrukturchips – solide, aber austauschbar. Der Zukauf von VMware 2023 markierte eine strategische Kehrtwende. Statt „nur“ Silizium will Broadcom nun die Schaltzentrale der Cloud sein – mit Softwarelösungen, die als Rückgrat moderner IT-Infrastrukturen dienen.
VMware Cloud Foundation heißt der neue Kern – ein Software-Stack, der für viele Unternehmen inzwischen alternativlos ist.
Wiederkehrende Umsätze, satte Margen
Im Silicon Valley zählen nicht nur Marktanteile, sondern auch die Qualität der Umsätze. Genau hier punktet Broadcom: In Q1 2025 stieg der Softwareumsatz um 47 % auf 6,7 Milliarden Dollar.

Die operative Marge? 76 %. Und damit deutlich über dem ohnehin profitablen Halbleitergeschäft. Das Unternehmen hat sich vom margengetriebenen Zulieferer zum skalierbaren Plattformbetreiber gewandelt – mit Abo-Modellen, die Investoren lieben und Kunden eher weniger.
20.000 Jobs gestrichen – kaum Protest
Der Preis für diese Transformation war hoch. Nach der Übernahme hat Broadcom mehr als die Hälfte der VMware-Belegschaft abgebaut. Rund 20.000 Menschen verloren ihre Jobs. Ganze Standorte wurden geschlossen.
Die Reaktion? Erstaunlich verhalten. Vielleicht, weil die Branche Umstrukturierungen gewöhnt ist. Vielleicht aber auch, weil der Börsenerfolg die Geschichte überstrahlt. Die Aktie kennt seitdem nur eine Richtung: nach oben.
Anleger euphorisch, Analysten bullish
Die Mehrzahl der Analysten traut Broadcom noch deutlich mehr zu. 23 von 25 sprechen sich auf TipRanks aktuell für „Buy“ aus. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 250,18 US-Dollar – rund 37 % über dem aktuellen Kurs.
Und das trotz bereits erfolgter Kursverdreifachung. Der Markt glaubt an die neue Strategie. Und an Broadcom als künftiges Mitglied der ganz großen Tech-Elite.
BATMMAAN – Broadcom rückt in die erste Reihe
Ein Akronym macht gerade unter Tech-Investoren die Runde: BATMMAAN. Es steht für Broadcom, Apple, Tesla, Microsoft, Meta, Amazon, Alphabet und NVIDIA. Eine neue Elite-Liga – mit Broadcom als Neuzugang.
Noch ist unklar, ob das mehr als ein Spiel mit Buchstaben ist. Doch die Aufnahme in diesen Kreis zeigt, wie weit Broadcoms Imagewechsel bereits gediehen ist: vom Hidden Champion zum Schwergewicht mit Wucht.
Konkurrenz zu NVIDIA? Vielleicht sogar mehr
Während sich viele Halbleiterwerte an NVIDIA messen müssen, hat Broadcom sich ein anderes Profil zugelegt. Analyst Jordan Klein von Mizuho nennt Broadcom bereits „den Besten von allen“.
Warum? Wegen der Kombination aus KI-Chips, Cloud-Infrastruktur und Softwareverkäufen – ein Mix, den kaum ein anderer Anbieter in dieser Form liefern kann.
Risiken? Natürlich – aber anders gelagert
Trotz der Euphorie bleiben Risiken. Die massive Umstellung des Lizenzmodells hat viele VMware-Kunden verärgert. Sollte sich der Aboweg als zu unflexibel erweisen, könnte Broadcom mittelfristig Marktanteile verlieren. Auch die aggressive Entlassungspolitik birgt kulturelle Gefahren – gerade in einem Markt, in dem Talente knapp und teuer sind.
Hinzu kommt: Der Softwaremarkt ist dynamisch. Was heute als Standard gilt, kann morgen schon veraltet sein. Broadcom muss zeigen, dass es nicht nur kurzfristig integrieren, sondern langfristig innovieren kann.