Nvidia galt lange als unangefochtener Herrscher im Markt für KI-Chips. Doch mit Broadcom rückt ein ernstzunehmender Herausforderer nach.
Die jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens sprechen eine deutliche Sprache: Broadcoms Umsatz im KI-Segment stieg um satte 77 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte 4,1 Milliarden US-Dollar.
Die Aktie des Halbleiterherstellers legte nach Bekanntgabe der Zahlen um mehr als zehn Prozent zu.
Spezialisierte Chips als Spielveränderer
Broadcom setzt dabei auf sogenannte Application-Specific Integrated Circuits (ASICs) – Spezialchips, die in Zusammenarbeit mit Cloud-Unternehmen entwickelt werden.
Diese Chips sind im Gegensatz zu Nvidias vielseitigen GPUs auf bestimmte, hochvolumige KI-Aufgaben zugeschnitten und bieten eine deutlich kostengünstigere Lösung für Unternehmen mit spezifischen Workloads.
Der Markt für ASICs soll laut Morgan Stanley in diesem Jahr nahezu doppelt so groß werden und ein Volumen von 22 Milliarden US-Dollar erreichen.
Broadcom selbst rechnet damit, in den nächsten zwei Jahren zwischen 60 und 90 Milliarden US-Dollar mit seinen drei größten Hyperscaler-Kunden zu verdienen. Dazu gehören Google, Meta und ByteDance.
Nvidia bleibt skeptisch – aber zu Recht?
Nvidia-CEO Jensen Huang bleibt trotz des ASIC-Booms gelassen. „Nur weil ein Chip entwickelt wird, heißt das nicht, dass er auch in großer Stückzahl eingesetzt wird“, sagte Huang in einer Analystenkonferenz.
Nvidia sieht sich weiterhin als unersetzbaren Akteur, da das Unternehmen ein end-to-end Ökosystem aus Hardware, Software und Support bietet, das keine der neuen Alternativen vollständig replizieren kann.
Doch Analysten argumentieren, dass sich Broadcoms Strategie langfristig auszahlen könnte. Während Nvidia weiterhin von hohen Margen durch seine GPUs profitiert, könnte der Preisvorteil von ASICs Unternehmen dazu bewegen, ihre Infrastruktur kosteneffizienter zu gestalten.
Investoren sollten genau hinsehen
Dan Morgan, Senior Portfolio Manager bei Synovus, bezeichnete Broadcom als eine "weniger volatile" Möglichkeit, am KI-Markt zu partizipieren. Tatsächlich hat Broadcom in den letzten Monaten stark an Boden gewonnen und ist mittlerweile einer der wichtigsten Player in der KI-Chip-Industrie.
Die Aktienentwicklung des Unternehmens bleibt jedoch von großen Cloud-Anbietern abhängig, die über die tätsächliche Implementierung der ASICs entscheiden.
Unterdessen gibt es auch in der Welt der Custom-Chips Verlierer: Marvell, ein weiteres Unternehmen, das spezialisierte KI-Prozessoren herstellt und unter anderem Amazons eigene KI-Chips produziert, verfehlte kürzlich die Erwartungen und musste einen Rückschlag an der Börse hinnehmen.
Ist Nvidias Dominanz in Gefahr?
Noch hat Broadcom Nvidia nicht entthront, doch die neuesten Zahlen zeigen, dass sich der Markt für KI-Chips in einer tiefgreifenden Veränderung befindet. Unternehmen setzen vermehrt auf spezialisierte Chips, um ihre Kosten zu senken und ihre KI-Anwendungen effizienter zu gestalten.
Nvidia hat weiterhin den Vorteil eines bewährten und skalierbaren Angebots, doch Broadcom und andere Herausforderer gewinnen an Bedeutung.
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