Das britische Unterhaus steht vor einer entscheidenden Abstimmung, bei der die politische Weichenstellung für eines der größten sozialen Reformprojekte der letzten Jahrzehnte im Mittelpunkt steht. Diskutiert wird der Gesetzesentwurf „Terminally Ill Adults (End of Life)“, der es geistig fähigen, unheilbar kranken Erwachsenen in England und Wales erlauben würde, ihr Leben mit medizinischer Unterstützung zu beenden, sofern ihre verbleibende Lebenserwartung sechs Monate oder weniger beträgt. Diese kontroverse Thematik hat bereits im Vorfeld sowohl innerhalb als auch außerhalb des Parlaments zu hitzigen Debatten und Protesten geführt.
Befürworter des Entwurfs argumentieren, dass durch die Verkürzung des Sterbeprozesses mehr Selbstbestimmung für todkranke Patienten erreicht werde. Kritiker hingegen warnen vor einem moralischen Dilemma, welches vor allem verletzliche und schwerkranke Menschen unter Druck setzen könnte, ihr Leben zu beenden, um ihren Angehörigen nicht zur Last zu fallen. Die Debatte, die gegen 09:30 GMT beginnt, bietet den derzeit noch unentschlossenen Abgeordneten eine Plattform, um ihren Entscheidungsprozess in der anstehenden Gewissensabstimmung zu beeinflussen.
Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der britischen Bevölkerung die Sterbehilfe unterstützt. Dies spiegelt sich auch in den Worten der Labour-Abgeordneten Kim Leadbeater wider, die den aktuellen Reformvorschlag eingebracht hat und betont, dass der Gesetzentwurf weltweit die rigorosesten Sicherheitsvorkehrungen enthalte. Innerhalb des Parlaments gibt es jedoch Vorbehalte, da einige Abgeordnete Bedenken hinsichtlich mangelnder Detaillierung äußern und zusätzliche Untersuchungen zu den rechtlichen sowie finanziellen Auswirkungen fordern.
Eine Gruppe Abgeordneter hat eine Änderung eingereicht, die den Fortgang des Entwurfs verhindern könnte, abhängig davon, ob der Sprecher des Unterhauses diese zur Prüfung zulässt. Premierminister Keir Starmer, ein bisheriger Unterstützer der Sterbehilfe, wird an der Abstimmung teilnehmen, hat jedoch seine Position noch nicht öffentlich klar gemacht. Falls das Parlament den Entwurf annimmt, wird er den nächsten Schritt im Gesetzgebungsverfahren gehen und könnte 2025 weiteren Abstimmungen unterzogen werden. Gegner haben zudem die Möglichkeit, die Debatte durch taktische Verzögerung zu beenden, sodass keine Abstimmung stattfinden kann.