Der britische Einzelhandel steht vor einer ernsthaften Herausforderung durch die drohenden Steuererhöhungen des Finanzministeriums, die bereits im vergangenen Jahr zur Schließung von über 13.000 Geschäften führten. Experten prognostizieren, dass die Lage sich weiter verschärfen wird. Im kommenden Jahr könnte die Zahl der Schließungen um fast ein Drittel steigen.
Das Centre for Retail Research erwartet, dass in den nächsten zwölf Monaten 17.350 Geschäfte schließen, verglichen mit 13.479 im Vorjahr. Joshua Bamfield vom Centre for Retail Research äußerte sich besorgt über die Entwicklungen: "Obwohl die Prognosen für 2024 besser ausfallen als in den wirtschaftlich schweren Jahren 2020 und 2022, bleiben sie beunruhigend. Ein noch härteres Jahr 2025 steht bevor."
Grund für die Besorgnis sind steigende Betriebskosten, die auf das jüngste Budget von Rachel Reeves zurückgehen. Das British Retail Consortium (BRC) warnt vor den Änderungen bei den Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung, die die Einzelhändler in diesem Jahr 2,3 Milliarden Pfund kosten werden. Hinzu kommen Gehaltserhöhungen durch einen Anstieg des Mindestlohns, der die Lohnkosten um weitere 2,7 Milliarden Pfund erhöht.
Eine zusätzliche Last kommt durch steigende Grundsteuern, da Ermäßigungen reduziert werden. Altus Group prognostiziert, dass die durchschnittlichen Ladenmieten von 3.589 Pfund auf 8.613 Pfund für 2025-26 steigen werden. Alex Probyn von Altus Group kritisiert den Abbau zielgerichteter Entlastungen: "Obwohl das Labour-Wahlprogramm die unzulässige Belastung der High Streets durch Gewerbesteuern anerkennt, wird diese Belastung erheblich zunehmen."
Von den erwarteten 17.350 Geschäftsschließungen entfallen rund 14.660 auf unabhängige Einzelhändler. Im Vorjahr stieg die Zahl der geschlossenen unabhängigen Geschäfte um 46 Prozent auf 7.793. Insgesamt stieg die Zahl der geschlossenen Geschäfte im Vorjahr um 28 Prozent.
Besonders gefährdet sind Geschäfte in Einkaufszentren, wie separate Zahlen von MRI Software zeigen. Zwar stieg die Besucherzahl über alle britischen Einzelhandelsstandorte im Dezember leicht um 0,4 Prozent, in Einkaufszentren sank sie jedoch um 0,1 Prozent, was auf zunehmende finanzielle Belastungen der Kunden hindeuten könnte. Laut dem Consumer Pulse-Bericht von MRI Software sind 51 Prozent der Verbraucher besorgt über die steigenden Lebenshaltungskosten in den nächsten sechs Monaten, insbesondere durch höhere Energie- und Wohnkosten.