Die jährliche Haushaltsrede im Vereinigten Königreich zeigt bereits Wirkung: Die OECD erwartet, dass die Zinsen im Land langsamer gesenkt werden als ursprünglich angenommen. Diese Einschätzung wird vor allem durch die jüngsten Steuer- und Ausgabenänderungen gestützt, die kurzfristig die wirtschaftliche Aktivität ankurbeln, jedoch gleichzeitig die Kreditkosten nachhaltig beeinflussen. Dies könnte zufolge haben, dass die Inflation in Großbritannien höher ausfällt als in anderen großen Volkswirtschaften. Finanzministerin Rachel Reeves begrüßt die Prognose der OECD und betont, dass das Wirtschaftswachstum oberste Priorität hat. Sie hob hervor, dass Großbritannien dank der neuen Wachstumsprognosen in den kommenden drei Jahren zur am stärksten wachsenden Volkswirtschaft der G7 zählen könnte. Reeves stellte klar, dass die Labour-Partei im Haushaltsplan die Löhne nicht zusätzlich belastet habe und dass die Regierung entschlossen sei, Wachstum zu fördern. Im Oktober präsentierte Reeves Pläne, die öffentlichen Ausgaben jährlich um fast 70 Milliarden Pfund zu erhöhen, finanziert durch Steuererhöhungen und höhere Verschuldung. Infolge dieser Maßnahmen erwartet die OECD, dass der Leitzins von derzeit 4,75 % bis Anfang 2026 auf 3,5 % sinken wird, wobei die Inflationsentwicklung eine Schlüsselrolle spielt. Die Bank of England senkte erst kürzlich die Zinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr. Jedoch stiegen die Hypothekenkosten an, was teils auf die Unsicherheiten über weitere Zinssenkungen zurückzuführen ist. Ein Hypothekenmakler beschreibt die Haushaltspolitik von Finanzministerin Reeves als "Störer", der die Zinslandschaft verkompliziert. Besondere Besorgnis gilt den möglichen Auswirkungen der geplanten Erhöhung der National Insurance für Arbeitgeber. Bank of England Gouverneur Andrew Bailey äußerte, dass Unternehmen derzeit die Herausforderungen dieser Versicherungsänderung abwägen. Die Balance zwischen Preisanpassungen, Löhnen, Beschäftigungsniveau und Gewinnmargen stellt eine zentrale Entscheidungsfrage dar.