09. Oktober, 2024

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Britische Ölriesen im Dilemma: Die Gratwanderung zwischen grüner Zukunft und wirtschaftlichem Überleben

Britische Ölriesen im Dilemma: Die Gratwanderung zwischen grüner Zukunft und wirtschaftlichem Überleben

BP und Shell gehören zu den wenigen "Super-Majors" der Ölbranche, die in Großbritannien ansässig sind – ein bemerkenswerter Umstand für ein Land, dessen Regierung scheinbar indifferent gegenüber dem Fortbestand dieser Giganten wirkt. Inmitten politischer Forderungen nach klimaneutralen Zielen versuchten beide Unternehmen, den Wandel zu erneuerbaren Energien einzuleiten.

BP, ein Vorreiter des grünen Wandels, musste jedoch nach zahlreichen Rückschlägen, darunter der berüchtigte Deepwater-Horizon-Vorfall, viele seiner Visionen revidieren. Unter dem Druck politischer und gesellschaftlicher Erwartungen zu nachhaltigerem Wirtschaften verkündete BP-Chef Bernard Looney kühne Pläne zur Reduktion der Öl- und Gasproduktion um 40 Prozent bis 2030. Doch die rückläufige Aktienentwicklung unterstrich schnell die Probleme dieser Strategie.

Auch Shell zog sich nach anfänglichen Ambitionen aus einigen erneuerbaren Projekten zurück. Looney musste letztlich seinen Posten räumen, offiziell wegen persönlicher Verfehlungen, doch der eigentliche Grund dürfte eher wirtschaftlichen Überlegungen geschuldet sein. Sein Nachfolger, Murray Auchincloss, schwenkt nun zurück zu den traditionellen Wurzeln des Unternehmens.

Nicht nur BP, sondern auch Shell stehen unter dem wachsamen Auge der Investoren, die das Primat der Profite über ESG-Vorgaben (Environmental, Social, Governance) gestellt sehen wollen. Die anhaltende Energiekrise und geopolitische Unsicherheit bestärken diesen Kurs. Die Rolle von BP und Shell als bedeutende Steuerzahler, Dividendenträger und Soft-Power-Akteure bleibt dennoch unbestritten.

Nun bleibt abzuwarten, ob Großbritanniens Regierung die strategische Bedeutung dieser Ölriesen erkennt und entsprechend handelt. Angesichts eines energieabhängigen Landes sind solche Unternehmen für die wirtschaftliche Stabilität essentiell. Eine fehlende Klarheit in der Politik könnte sich als hinderlich erweisen – ein Umstand, den frühere Regierungen mit ihrer Unternehmensfreundlichkeit bereits verstanden hatten.

In einem sich rasch wandelnden energetischen Umfeld könnten BP und Shell in der Tat unverzichtbar werden, solange die Welt von fossilen Brennstoffen abhängig bleibt.