02. April, 2025

Quartalszahlen

Britische Mode, britischer Lauf – warum Next besser verkauft als erwartet

Textilriese Next überrascht mit starken Zahlen: Gewinn über eine Milliarde Pfund, Prognose nach oben korrigiert, Aktie im Aufwind. Wie der Einzelhändler die Krise meistert, an der andere scheitern.

Britische Mode, britischer Lauf – warum Next besser verkauft als erwartet
Über eine Milliarde Pfund Vorsteuergewinn – Next trotzt dem schwierigen Einzelhandelsumfeld mit preisstabiler Nachfrage und effizientem Plattformmodell.

Gewinn im Milliardenbereich – ganz ohne Rabattschlacht

Während sich andere Einzelhändler mit Lagerüberhängen und zurückhaltender Kundschaft schwertun, liefert Next solide ab – und zwar mit Gewinn: 1,011 Milliarden Pfund vor Steuern im Jahr 2024. Das ist ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Quelle: Eulerpool

Gleichzeitig stieg der Umsatz auf 6,32 Milliarden Pfund, ein Zuwachs von 8,2 Prozent. Ein erstaunlich starker Jahresabschluss – vor allem in einem Handelsumfeld, das von Unsicherheit und Preisdruck geprägt ist.

Investors
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Prognoseanhebung als Vertrauensbeweis

Noch bemerkenswerter ist, dass der Konzern nicht nur zurückblickt, sondern auch selbstbewusst nach vorn geht. Nach einem starken Start ins Jahr 2025 – die Umsätze zu vollen Preisen lagen in den ersten acht Wochen bereits über Plan – hob das Unternehmen seine Umsatz- und Gewinnprognosen an.

Quelle: Eulerpool

Der Umsatz soll nun um fünf Prozent zulegen, statt der zuvor erwarteten 3,5 Prozent. Den Vorsteuergewinn taxiert Next jetzt bei 1,066 Milliarden Pfund – eine Erhöhung um 5,4 Prozent. Die Börse quittierte das mit einem deutlichen Vertrauensvotum: Die Aktie legte mehr als sechs Prozent zu.

Was Next besser macht als andere

Next ist kein Fast-Fashion-Gigant à la Shein und kein Luxuslabel. Der Konzern setzt auf stabile Margen, einen durchdachten Multichannel-Ansatz und eine breite Zielgruppe im mittleren Preissegment – also genau dort, wo viele Verbraucher aktuell besonders preissensibel agieren.

Die Strategie: nicht billiger, sondern besser kalkuliert verkaufen. Besonders bemerkenswert: Der Zuwachs stammt nicht aus Preisnachlässen, sondern aus dem Verkauf zu vollen Preisen.

Das spricht für ein kluges Sortimentsmanagement, eine treue Kundschaft und ein gutes Gespür für das, was im Kleiderschrank Bestand hat – in Zeiten von Überangeboten keine Selbstverständlichkeit.

Digital, aber nicht kopflos

Next hat seine digitale Transformation nicht als hektischen Befreiungsschlag, sondern als langfristiges Kernprojekt verstanden. Die Online-Plattform ist ausgereift, die Logistik sitzt, der Kundenservice bleibt auf solidem Niveau. Das Unternehmen nutzt seine Infrastruktur zudem zunehmend für Drittanbieter, was neue Erlösquellen erschließt – ganz ohne massive Investitionen.

Zudem hält sich Next mit Expansionsexzessen zurück. Während Konkurrenten Märkte überdehnen oder neue Marken aufpumpen, bleibt der Konzern bei einem klar definierten Markenprofil und baut Schritt für Schritt organisch weiter aus. Stabilität vor Tempo – in diesen Zeiten kein Nachteil.

Ein Einzelhändler, der kalkuliert statt fantasiert

Dass ein britischer Modekonzern über eine Milliarde Pfund Gewinn schreibt, ist im aktuellen Marktumfeld keine Selbstverständlichkeit. Während viele Wettbewerber auf aggressive Preispolitik oder ambitionierte Globalisierungsversuche setzen, zeigt Next, dass subtile Strategien und operative Disziplin oft die besseren Renditen liefern.

Der Kursanstieg ist also mehr als ein kurzfristiger Effekt – er ist Ausdruck von Vertrauen in ein Management, das offenbar weiß, wie man durch unsichere Zeiten navigiert, ohne sich zu verzetteln.

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