Die jüngsten Turbulenzen auf dem britischen Markt rücken das Augenmerk auf die Labour-Regierung und stellen gleichzeitig die Bank of England (BOE) vor erhebliche Herausforderungen. Ökonomen betonen, dass die Notenbank ihre Pläne zur Zinsreduktion angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage überdenken muss. Die Kombination aus hoher Inflation, steigender Arbeitslosigkeit und stagnierendem Wachstum führt zu Unsicherheiten für britische Hausbesitzer, deren Hypothekenrückzahlungen möglicherweise höher ausfallen könnten.
Ein sprunghafter Anstieg der Renditen für britische Staatsanleihen und der Fall des Pfundkurses verdeutlichen die zunehmende Skepsis der Investoren. Der Labour-Haushalt, der Unternehmen durch Steuererhöhungen belastet, heizt die Debatte zusätzlich an. Unternehmensumfragen der BOE zeigen, dass viele Firmen beabsichtigen, Preise im kommenden Jahr um 4% zu erhöhen, das höchste Niveau seit April.
Energie- und Lebenshaltungskosten könnten die Teuerung weiter anfeuern. Catherine Mann, eine bekannte Vertreterin der BOE mit scharfem Fokus auf die Inflationsbekämpfung, wies im Rahmen eines Podcasts auf die schwache Angebotsseite Großbritanniens hin, die die Wirtschaft besonders anfällig gegenüber Preissteigerungen macht.
Die BOE gerät unter Druck, zwischen der Glaubwürdigkeit ihrer Inflationsbekämpfung und dem Bedarf an politischer Lockerung zu balancieren, um eine wirtschaftliche Abkühlung zu verhindern. Der stellvertretende Gouverneur Sarah Breeden unterstrich in Edinburgh die Anzeichen für schwächere Aktivitäten und einen Rückgang des Lohnwachstums.
BOE-Gouverneur Andrew Bailey hatte zuvor signalisiert, dass er vier Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt bis 2025 als angemessen erachte. Der Markt rechnet jedoch mit nur zwei Senkungen und äußert Zweifel an der Geschwindigkeit dieser Maßnahmen. Martin Weale, ehemaliger BOE-Ratesetzer, rät zu Vorsicht und warnt vor voreiligen Zinssenkungen angesichts der aktuellen Lage auf dem Anleihenmarkt.