In Großbritannien sorgt eine Entscheidung der dortigen Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) für Aufsehen: Autokreditunternehmen erhalten mehr Zeit, um auf eine erwartete Flut von Schadenersatzansprüchen zu reagieren. Dies folgt auf ein Gerichtsurteil, das im vergangenen Monat zugunsten der Verbraucher ergangen ist. Millionen von Autobesitzern könnten nun Anspruch auf Entschädigung haben, nachdem Autohändler ihnen sogenannte versteckte Provisionen in Rechnung gestellt hatten. Die FCA hebt hervor, dass diese Maßnahme dazu beitragen soll, unübersichtliche und ineffiziente Ergebnisse für Verbraucher, die Beschwerden einreichen, sowie für die betroffenen Firmen und den gesamten Markt zu vermeiden. Bereits 2021 hatte die Behörde einige dieser Praktiken verboten und seither intensiv untersucht. Der Ursprung des Problems liegt in geheimen Provisionen, bei denen Autohändler durch diskretionäre Vereinbarungen die Zinsen für Kredite erhöhen konnten, was die Kosten für Autokredite unzulässig steigern ließ. Das jüngste Gerichtsurteil besagt, dass Finanzvermittler, einschließlich Autohändler, keine Provision erheben dürfen, ohne deren Höhe offenzulegen. Dies öffnet potenziell die Schleusen für viele weitere Ansprüche. Der Autokreditmarkt ist in Großbritannien gigantisch: Neun von zehn Autos werden dort mit irgendeiner Form von Kredit finanziert. Allein im letzten Jahr vergaben Mitglieder der Finanz- und Leasing-Vereinigung Kredite in Höhe von 51 Milliarden Pfund. Aufgrund dieser Entwicklungen hat beispielsweise die Lloyds Banking Group Rückstellungen in Höhe von 450 Millionen Pfund getroffen, um mögliche Entschädigungszahlungen abzudecken. Es gibt bereits Vergleiche mit dem weitreichenden Zahlungsausfallsicherungs-Versicherungs-Skandal (PPI) des letzten Jahrzehnts, der zu über 38 Milliarden Pfund an Entschädigungen führte. Experten schätzen, dass etwa 40 Prozent der Autokreditvereinbarungen damals solche diskretionären Provisionsvereinbarungen enthielten. Nun könnten durch die erweiterten Untersuchungen der FCA noch weit mehr Fälle auftreten. Wie seinerzeit bei PPI versuchen nun spezielle Dienstleister, Verbrauchern bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche zu helfen. Allerdings nehmen diese Firmen oft einen beträchtlichen Teil der Entschädigungszahlungen für sich in Anspruch, und häufig lässt sich der Vorgang auch von den Betroffenen selbst kostenfrei durchführen.