Eine neue Weltordnung bahnt sich an – und sie wird nicht mehr vom Westen dominiert. Die Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) haben sich zu einem geopolitischen Machtblock entwickelt, der nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch gegen den Westen vorgeht.
Das, was 2001 als Marketingidee des Ökonomen Jim O’Neill bei Goldman Sachs begann, hat sich inzwischen zu einer antiwestlichen Allianz geformt, die eine neue globale Machtverteilung anstrebt. Ihre Ziele sind klar: Die Dominanz der USA und Europas zu brechen und eine alternative Weltordnung zu etablieren.
Mit der kürzlichen Aufnahme von Ägypten, Äthiopien, Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben die Brics-Staaten ihre Reichweite erweitert. Der sogenannte „Brics-Plus“-Block ist längst zu einer ernstzunehmenden politischen Macht geworden.
Doch trotz ihrer wachsenden Bedeutung auf der Weltbühne bleibt die Gruppe hinter einer entscheidenden Sache zurück: einer einheitlichen Strategie. Unterschiedliche politische Systeme und wirtschaftliche Interessen machen es schwer, als geschlossene Front aufzutreten.
Die Brics als Bedrohung für den Westen
Die Brics-Staaten repräsentieren fast die Hälfte der Weltbevölkerung und etwa ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung. Ihre gemeinsame Kritik am Westen, insbesondere in Bezug auf die Ukraine und den Nahen Osten, hat das Bündnis gefestigt.
Mehr als 40 Staaten haben bereits Interesse bekundet, dem Verbund beizutreten. Besonders brisant: Selbst die Türkei, ein NATO-Mitglied, hat einen Aufnahmeantrag gestellt.
Obwohl die Brics als Gruppe schwer zu greifen sind, eint sie ein gemeinsames Ziel: den westlichen Einfluss auf die Weltwirtschaft und internationale Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Welthandelsorganisation (WTO) zu schwächen. Doch trotz dieser Ambitionen fehlen dem Block noch klare Alternativen zu den bestehenden Strukturen.
China im Zentrum des Brics-Bündnisses
Insbesondere China hat sich als treibende Kraft innerhalb der Brics etabliert. Das Land nutzt die Allianz geschickt, um seine geopolitischen Ziele zu verfolgen. Eine Studie der Schweizer Denkfabrik St. Gallen Endowment zeigt, dass China die Brics-Staaten vor allem als Rohstofflieferanten nutzt, während es den Zugang zum eigenen Markt stark beschränkt.
„China formt die Brics zunehmend nach seinen Vorstellungen“, warnt Aslı Aydıntaşbaş vom European Council on Foreign Relations (ECFR). Diese Entwicklung wurde durch die Verschärfung der Beziehungen zwischen dem Westen und China sowie der Ukraine-Krise noch beschleunigt.
Trotzdem bleibt die Frage offen, ob die Brics als geschlossener Block wirklich eine Bedrohung darstellen. Wirtschaftlich verfolgen die Mitglieder oft unterschiedliche Interessen.
Während China die eigene Währung als Alternative zum US-Dollar vorantreibt, setzen auch Russland und Indien auf nationale Währungsalternativen.
Die Schwächen der Brics: Uneinigkeit und mangelnde Strukturen
Ein Hauptproblem der Brics ist das Fehlen eines klaren institutionellen Rahmens. Es gibt keine gemeinsamen Handelsabkommen, keine einheitliche Außenpolitik und auch keine umfassende wirtschaftliche Strategie. Konflikte wie der Territorialstreit zwischen China und Indien machen deutlich, wie instabil die Allianz tatsächlich ist. Trotz dieser Differenzen eint die Brics jedoch der Wunsch, die Vormachtstellung der westlichen Welt herauszufordern.
Der westliche Einfluss in internationalen Organisationen wie dem IWF und der WTO bleibt für viele Staaten ein zentrales Kritikthema. Gerade Länder aus dem globalen Süden, wie Ägypten und Äthiopien, sehen in den Brics eine Chance, ihre Position in der Weltwirtschaft zu stärken und sich gegen den westlichen Einfluss zu behaupten.
Eine neue Weltordnung oder ein Bluff?
Trotz aller Spannungen innerhalb des Brics-Bündnisses darf man die wachsende Attraktivität des Blocks nicht unterschätzen. Die strukturellen Ungerechtigkeiten in internationalen Institutionen wie dem IWF und der WTO sind real, und viele Staaten sind bereit, neue Bündnisse einzugehen, um ihre wirtschaftliche Teilhabe zu verbessern. Doch zugleich bleibt fraglich, ob die Brics-Staaten langfristig eine ernsthafte Alternative zum westlichen System bieten können.