Beim jüngsten Brics-Gipfel in Kasan, Russland, versammelten sich die Mitgliedstaaten zu einer vermeintlichen Schau der Eintracht. Doch hinter der Fassade zeigt sich, dass die Brics-Staaten noch weit von einem gefestigten Bündnis entfernt sind. Zwar gibt es punktuelle Überschneidungen in ihren Interessen, doch fehlt es an einem soliden Fundament, das sie verbindet. Eine gemeinsame Rechts- oder Werteordnung ist nicht in Sicht, ebenso wenig wie eine positiv einende Erzählung.
Was den teilnehmenden Ländern jedoch ein Gefühl von Komfort gibt, ist das Fehlen jeglicher moralischer Ermahnungen. Weder erhobene Zeigefinger, noch Umweltauflagen oder Vorschriften zum Waldschutz trüben die Stimmung. Europäische Bestrebungen, ihre Werte und Normen in den globalen Süden zu transferieren, könnten indirekt sogar die Attraktivität der Brics steigern. Eine Abkehr von diesem Ansatz könnte Russland und China als internationale Partner weniger verlockend erscheinen lassen.