01. Oktober, 2024

Wirtschaft

Brexit erholt: Immobilienmarkt in Großbritannien erlebt Renaissance

Brexit erholt: Immobilienmarkt in Großbritannien erlebt Renaissance

Nach einer zweijährigen Durststrecke zeigen sich erfreuliche Tendenzen für Hypothekenschuldner. Der harte Wettbewerb unter den Kreditgebern führt dazu, dass die Zinssätze sinken. Einige Banken bieten nun fünfjährige Festzins-Kredite zu erschwinglichen 3,75 Prozent an.

Diese verbesserte Erschwinglichkeit aktiviert unterdrückte Nachfrage, was sich positiv auf den britischen Immobilienmarkt auswirkt. Laut Nationwide stiegen die Immobilienpreise im Jahr bis September um 3,2 Prozent - die schnellste jährliche Wachstumsrate seit November 2022. Daten des Office for National Statistics zeigen, dass die durchschnittlichen Hauspreise in Großbritannien im Juli einen Rekordwert von £292.000 erreicht haben.

Dieser neue Höchststand übertrifft den bisherigen Rekord vom September 2022, bevor das Minibudget der ehemaligen Premierministerin Liz Truss eine Vertrauenskrise auslöste, die die Kreditkosten in die Höhe trieb. Experten fragen sich nun, ob das Marktwachstum anhalten wird oder ob die Hausbesitzer Angst vor dem ersten Budget von Kanzlerin Rachel Reeves in diesem Monat haben sollten.

Aneisha Beveridge von den Immobilienmaklern Hamptons bezeichnet die fallenden Hypothekenzinsen in diesem Jahr als den 'Schlüsselfaktor' für die Rückkehr zu einem positiven Preiswachstum. Sie fügte hinzu, dass trotz einiger Unsicherheiten bezüglich der Auswirkungen von Änderungen der Fiskalpolitik, die Erschwinglichkeit der Hauptfaktor bleiben wird, der zukünftige Preise beeinflusst.

Nach der Covid-Pandemie, einer Rezession und steigenden Hypothekenzinsen scheint sich das Bild nun zu ändern. Die Zinsen sind endlich auf dem Rückzug, nachdem die Bank of England ihren Leitzins im August von 5,25 Prozent auf 5 Prozent gesenkt hat. Eine weitere Zinssenkung wird von den Finanzmärkten bis Jahresende erwartet, wahrscheinlich beim nächsten Treffen des geldpolitischen Ausschusses im November.

Letzte Woche kündigte Barclays ein neues Fünf-Jahres-Darlehen zu 3,71 Prozent an, nur 24 Stunden nachdem Nationwide ein Angebot zu 3,74 Prozent vorgestellt hatte. Dies markiert eine deutliche Verbesserung für Kreditnehmer, denn der durchschnittliche Fünf-Jahres-Festzins lag vor einem Jahr noch bei 6,19 Prozent.

Sinken die Raten, zieht das mehr Kunden auf den Hypothekenmarkt. Daten der Bank of England zeigen, dass die Nettogenehmigungen für Hauskäufe von 62.500 im Juli auf 64.900 im August gestiegen sind, das höchste Niveau seit August 2022. Remortgaging-Genehmigungen stiegen im gleichen Zeitraum von 25.200 auf 27.200.

Hauspreise steigen nun in fast zwei Jahren rasanten Tempos, da Käufer kostengünstigere Kredite nutzen. Experten glauben, dass die Hauspreise weiter steigen werden, während die Zinssätze weiter sinken. Hamptons prognostiziert ein durchschnittliches Hauspreiswachstum von 3 Prozent im Jahr bis Oktober 2025. Savills erwartet einen Anstieg der durchschnittlichen Hauspreise in Großbritannien um £61.500 in den nächsten fünf Jahren - ein Anstieg von 21,6 Prozent.

Adrian Anderson von Anderson Harris erklärt, dass sinkende Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt beleben und zu Preissteigerungen führen werden. Investoren und Käufer sind nun deutlich bereitwilliger, Kreditzinsen im Bereich von drei bis vier Prozent zu akzeptieren, im Gegensatz zu den fünf Prozent des Vorjahres.

Die Swap-Sätze, der Hauptmechanismus zur Preisgestaltung von Hypotheken, haben zukünftige Zinssenkungen bereits eingepreist. Trotzdem erwartet Anderson, dass die Hypothekenkosten weiter sinken werden, da sich das Sentiment verbessert.

Dennoch steht das Budget nächsten Monat im Fokus, um zu entscheiden, ob das Wachstum des Immobilienmarkts anhalten wird. Die Kanzlerin hat Kapitalertragsteuer-Reformen nicht ausgeschlossen, was bei Vermietern Besorgnis ausgelöst hat.

Im Spitzenmarkt von London und ländlichen Gebieten sanken die Preise im letzten Jahr sogar leicht, jedoch bleibt der Ausblick für 2024 optimistisch. Tom Bill von Knight Frank glaubt, dass die Märkte weiterhin mehrere Zinssenkungen im nächsten Jahr einpreisen, was den Immobilienmarkt zusätzlich beflügeln könnte.

Am Ende bleibt eine gewisse Vorsicht, denn langfristig könnten höhere Zinssätze das Preiswachstum begrenzen, besonders für junge Käufer mit kleinen Einlagen.