Mit der Nominierung dreier neuer Vorstandsmitglieder der Zentralbank durch Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva steht das südamerikanische Land vor potenziell drastischen geldpolitischen Weichenstellungen. Die Ernennung kommt in einer Zeit, in der Anleger vehement nach entschlossenen Zinserhöhungen rufen, um die aufgeheizte Konjunktur zu dämpfen und die Inflation zu beherrschen.
Zu den neu vorgeschlagenen Mitgliedern zählt Nilton David, seines Zeichens Chef-Trader bei Banco Bradesco. Er soll künftig die Geschicke der Geldpolitik leiten. Zudem wurden Gilneu Vivan für die Aufsichtsabteilung und Izabela Correa für die institutionellen Beziehungen vorgeschlagen, beide erfahrene Mitarbeiter der Zentralbank.
Trotz der Anspannung ist die Bestätigung durch den Senat noch ausstehend, während die Zentralbank unter starkem Druck steht, aggressive Zinsanpassungen vorzunehmen. Das voraussichtliche Defizit im öffentlichen Haushalt hatte Anleger verunsichert, die Inflationserwartungen sind hoch, teilweise verursacht durch die robuste Nachfrage, rekordniedrige Arbeitslosigkeit und die Auswirkungen einer schweren Dürre. Der designierte Zentralbankchef Gabriel Galipolo betont die Notwendigkeit einer Verlängerung der Phase hoher Zinsen.
Lula hat wiederholt die scheidende Bankführung unter Roberto Campos Neto kritisiert und die hohen Zinsniveaus als wirtschaftsschädigend bezeichnet. Dies hat zu einem Ausverkauf brasilianischer Vermögenswerte geführt, das Leitbarometer der Börse hinkt hinterher und der Real erreichte neue Tiefstände. Händler spekulieren auf eine drastische Zinserhöhung um einen Prozentpunkt im Dezember, mit einem prognostizierten Höhepunkt des Selic-Satzes nahe 15% im kommenden Jahr. Zuletzt hatte die Zentralbank den Leitzins im November um einen halben Punkt auf 11,25% angehoben.