26. Dezember, 2024

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Brasilien in der Krise: Wie Lulas Politik den Real ins Wanken bringt

Die brasilianische Währung steht massiv unter Druck, die Inflation steigt und das Haushaltsdefizit explodiert. Präsident Lula da Silva sieht die Schuld bei Spekulanten – doch die Realität erzählt eine andere Geschichte.

Brasilien in der Krise: Wie Lulas Politik den Real ins Wanken bringt
Brasiliens Real im freien Fall: Am 18. Dezember stürzte die Währung dramatisch ab – erst eine Rekordintervention der Notenbank konnte den Absturz bremsen.

Ein Signal des Misstrauens

Am 18. Dezember blickten Händler weltweit gebannt auf den Devisenmarkt. Der brasilianische Real stürzte binnen Minuten dramatisch ab – bis ein US-Dollar 6,30 Real kostete.

Erst durch eine massive Intervention der Zentralbank, die an einem einzigen Tag acht Milliarden Dollar verkaufte, konnte der freie Fall gebremst werden. Doch dieser Eingriff brachte nur kurz Ruhe.

Die Ursache: Brasiliens Haushaltsdefizit hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt und erreicht mittlerweile zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Investoren zweifeln zunehmend an der fiskalischen Disziplin der Regierung und wenden sich ab. „Es ist eine Frage des Vertrauens“, sagt Dev Ashish von Société Générale. Dieses Vertrauen hat die Regierung längst verspielt.

Politik der Verleugnung

Anstatt die Probleme an der Wurzel zu packen, zeigt Präsident Lula auf andere. Spekulanten seien verantwortlich für die Krise, behauptete jüngst Finanzminister Fernando Haddad.

Solche Aussagen kommen am Markt jedoch nicht gut an – vielmehr verstärken sie den Eindruck, dass Brasiliens Regierung kein klares Konzept hat, um den Haushaltskurs zu korrigieren.

Pläne für Ausgabenkürzungen, die zunächst angekündigt wurden, hat die Regierung immer weiter abgeschwächt. Gleichzeitig steht die Unabhängigkeit der Zentralbank auf dem Spiel: Lula kritisierte die jüngste Zinserhöhung auf 12,25 Prozent offen und stellte in Aussicht, ab 2025 eigene Vertraute in die Führung der Notenbank zu setzen. Investoren fürchten, dass dies zu einer Lockerung der Geldpolitik führen könnte – genau das Gegenteil dessen, was der Markt verlangt.

Argentinische Verhältnisse?

Für Brasilien wird die Zeit knapp. Der Blick ins Nachbarland Argentinien zeigt, wohin eine solche Politik führen kann. Jahrzehntelang haben Regierungen dort über ihre Verhältnisse gelebt, was in Hyperinflation und Armut mündete. Zwar versucht der neue Präsident Javier Milei, mit harten Einschnitten das Ruder herumzureißen, doch die Folgen für die Bevölkerung sind verheerend.

Unter Präsident Lula da Silva hat sich das Defizit verdoppelt und liegt nun bei 10 % des BIP – eine tickende Zeitbombe für die Wirtschaft.

Experten wie Sandra Striffler von der DZ Bank warnen: „Brasilien droht ein ähnliches Schicksal, wenn die Regierung nicht entschlossen handelt.“ Der Markt verlangt klare Einschnitte – doch davon ist bisher nichts zu sehen.

Kurskorrektur oder Kollaps?

Die Notenbank kämpft mit allen Mitteln, doch ohne die Unterstützung der Politik sind ihre Maßnahmen langfristig zum Scheitern verurteilt. Die Regierung müsste den Haushalt konsolidieren und Vertrauen schaffen, statt Schuldige zu suchen. Doch Lulas Strategie bleibt unklar.

„Der Markt wird nicht ewig warten“, so Dev Ashish. „Je länger Brasilien zögert, desto schwieriger wird die Rückkehr zur Stabilität.“ Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – und die nächste Eskalation scheint unausweichlich, wenn sich die Regierung nicht endlich bewegt.

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