04. März, 2025

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Brasilien in der Krise: Die Fehltritte von Präsident Lula da Silva

Inflation, Verschuldung, Wirtschaftsflaute – Warum Lulas Wirtschaftspolitik zunehmend unter Druck gerät.

Brasilien in der Krise: Die Fehltritte von Präsident Lula da Silva
Lulas Wirtschaftspolitik unter Druck: Steigende Inflation, hohe Staatsverschuldung und sinkende Popularitätswerte setzen den brasilianischen Präsidenten massiv unter Zugzwang.

Brasiliens wirtschaftliche Lage verschlechtert sich rapide. Inflation, steigende Verschuldung und wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen setzen Präsident Luiz Inácio Lula da Silva massiv unter Druck.

Während die „Seele“ der brasilianischen Wirtschaft – der halbstaatliche Ölkonzern Petrobras – historische Gewinneinbrüche verzeichnet, bröckelt Lulas Popularität. Die Frage ist: Steht das Land vor einer neuen Abwärtsspirale?

Petrobras am Abgrund – Ein Konzern in der Krise

Der brasilianische Energiekonzern Petrobras, einst das Flaggschiff der nationalen Wirtschaft, hat einen dramatischen Gewinneinbruch von über 70 Prozent verzeichnet.

Der Jahresbericht weist nur noch einen Nettogewinn von 36,6 Milliarden Real (rund sechs Milliarden Euro) aus – ein Schock für Investoren. Die Reaktion der Märkte war entsprechend heftig: Innerhalb eines Tages verlor das Unternehmen vier Milliarden Euro an Börsenwert.

Die Krise von Petrobras ist kein isoliertes Problem. Auch der staatliche Postdienst Correios steht finanziell unter Druck und vermeldete zuletzt Verluste von rund 500 Millionen Euro.

Gleichzeitig sorgt ein Sponsoring-Skandal für Empörung: Das Unternehmen finanzierte ein Treffen neuer Bürgermeister mit rund 200.000 Euro – Hauptredner war Lula selbst. Kritiker werfen ihm politische Einflussnahme auf Staatsunternehmen vor.

Klimaschutz mit Doppelmoral? Trotz internationaler Umweltinitiativen treibt Lula die umstrittene Ölförderung im Amazonas-Gebiet voran – indigene Gruppen protestieren.

Lulas Wirtschaftspolitik unter Beschuss

Die strukturellen Probleme Brasiliens haben sich unter Lulas Regierung weiter verschärft. Die Staatsverschuldung gehört mittlerweile zu den drei höchsten unter den 20 größten Schwellenländern.

Für 2025 prognostizieren Finanzmärkte eine Inflation von 5,6 Prozent. Gleichzeitig ist Brasilien im globalen Korruptionsindex auf Platz 107 abgerutscht – ein historischer Tiefstand.

Diese Entwicklungen spiegeln sich in Lulas Popularität wider. Laut aktuellen Umfragen bewerten 45 Prozent der Brasilianer seine Regierungsführung als schlecht oder katastrophal. Besonders brisant: Die Zustimmung ist niedriger als während seiner vorherigen Amtszeiten.

Zum Vergleich: Sein rechtspopulistischer Vorgänger Jair Bolsonaro verzeichnete während seiner Amtszeit Rekordgewinne bei Petrobras und Correios – ein Punkt, den seine Anhänger nun genüsslich ins Feld führen.

Inflation trifft die Ärmsten – ein hausgemachtes Problem

Ökonomen schlagen Alarm: Die Lebensmittelinflation hat Brasilien fest im Griff. Ein durchschnittlicher Haushalt in den Armenvierteln gibt mittlerweile 22 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel aus – ein dramatischer Anstieg gegenüber 18,4 Prozent im Jahr 2018. Damit frisst die Inflation jede Erhöhung des Mindestlohns auf.

Lula selbst hat in der Vergangenheit kritisiert, dass Brasilianer in einem der größten Lebensmittelproduzenten der Welt hungern müssen. Nun sieht sich seine eigene Regierung mit dieser Realität konfrontiert. Als der Präsident die Bevölkerung dazu aufforderte, „günstigere Produkte zu kaufen“, während er selbst mit einer 350-Euro-Krawatte vor die Kameras trat, hagelte es Spott und Kritik.

Klimapolitik mit Doppelmoral?

Internationale Umweltgremien zeichnen Lula als Vorreiter im Klimaschutz aus – doch die Realität in Brasilien sieht anders aus. Ein besonders kontroverses Projekt ist die geplante Ölförderung im Amazonas-Mündungsbecken.

Während Lula auf globalen Konferenzen Fördergelder für den Amazonas-Schutz sammelt, schlägt die Umweltlobby in Brasilien Alarm. Das renommierte Institut „Humanitas Unisinos“ spricht bereits von einem „ökologischen Selbstmord“.

Indigene Gruppen fordern ein sofortiges Ende der Pläne. Selbst linke Medien kritisieren Lulas widersprüchliche Politik: Was ist mit den milliardenschweren Investitionszusagen für Wasserstoffprojekte geschehen, die einst groß angekündigt wurden?

PR-Offensive und politische Zukunft

Die Regierung reagiert mit einer teuren Image-Kampagne: Allein im letzten Monat gab die staatliche Kommunikationsagentur „Secom“ über 150.000 Euro für Meta-Werbung aus, um Lulas Politik in ein positives Licht zu rücken. Doch ob diese PR-Offensive ausreicht, um seine sinkenden Umfragewerte zu stabilisieren, bleibt fraglich.

Mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen 2026 steckt Lula in der Zwickmühle. Die wirtschaftlichen Herausforderungen häufen sich, und gleichzeitig wächst die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Während sein einstiger Kontrahent Jair Bolsonaro sich mit Elon Musk als Unterstützer inszeniert, erhält Lula Rückendeckung von Microsoft-Gründer Bill Gates, der ihn für seinen „Kampf gegen Hunger und soziale Gerechtigkeit“ auszeichnete.

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