Die chinesischen Sojabohnenverarbeiter haben aufgrund attraktiverer Preise begonnen, verstärkt auf brasilianische Fracht zurückzugreifen, anstatt auf die amerikanischen Ölsaaten zu setzen. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die USA nach der Amtseinführung von Präsident Trump am 20. Januar Importzölle erheben könnten. Solche Sorgen um erneute Handelskonflikte während Trumps zweiter Amtszeit haben bereits die Handelsströme nach China, dem weltweit größten Importeur landwirtschaftlicher Erzeugnisse, gestört. Dies hat dazu geführt, dass chinesische Käufer ihre Bestände aufstocken und alternative Lieferanten in Betracht ziehen. Laut Handelsquellen stammen fast alle von China für das erste Quartal gesicherten Frachtkontingente aus Brasilien. Im vergangenen Jahr machten brasilianische Lieferungen 54 % der chinesischen Importe im ersten Quartal aus, während die USA 38 % lieferten. Insgesamt kauft China über 60 % der weltweit transportierten Sojabohnen auf. Ein Händler aus Singapur bestätigt: „Sowohl staatliche als auch private Verarbeiter buchen jetzt brasilianische Fracht für die Lieferung im Februar und März. Es ist eine komplette Verlagerung zu Brasilien.“ In Trumps erster Amtszeit hatten die USA und China bereits wechselseitige Zölle verhängt, was Peking dazu veranlasste, langfristig die Abhängigkeit von US-amerikanischen Agrarprodukten zu verringern. Der Anteil der US-Lieferungen sank auf 18 % der chinesischen Importe in den ersten elf Monaten des Jahres 2024, während der brasilianische Anteil auf 74 % stieg. Wegen der frühen Ernte dominieren südamerikanische Bohnen den globalen Handel, bis die amerikanische Ware im August auf den Markt kommt. Doch heuer haben chinesische Importeure schneller auf brasilianische Bohnen umgestellt, was die US-Lieferanten am Ende ihrer Hochsaison im Januar hart getroffen hat. Laut Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums werden die USA, der zweitgrößte Exporteur nach Brasilien, bis zum Ende des Marketingjahres 2024/25 im August mit 10,34 Millionen Tonnen Sojabohnen das höchste Niveau der letzten fünf Jahre halten. Der wettbewerbsfähige Preis brasilianischer Sojabohnen zieht die chinesischen Importeure an, sagte ein Senior-Analyst der Bric Agriculture Group. Vor allem gute Wetterbedingungen in Brasilien und die Abwertung des Real haben die Produktionskosten gesenkt und die Importe weiter begünstigt. Während brasilianische Sojabohnen für 420 USD pro Tonne nach China verkauft werden, kosten die Frachtlieferungen aus dem amerikanischen Nordwesten rund 451 USD pro Tonne. Chinas Sojabohnenimporte im ersten Quartal sollen laut Analystenschätzungen auf 17,3 bis 18,0 Millionen Tonnen sinken.