10. April, 2025

Grün

Brasilianische Ozeanographin leitet künftig die Internationale Meeresbodenbehörde

Brasilianische Ozeanographin leitet künftig die Internationale Meeresbodenbehörde

Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) steht vor einem bedeutenden Führungswechsel: Leticia Carvalho, eine renommierte Ozeanographin aus Brasilien, wurde zur neuen Generalsekretärin gewählt. Sie setzte sich gegen den bisherigen Amtsinhaber Michael Lodge durch, dessen Wiederwahl von starkem Gegenwind begleitet wurde. Lodge, ein britischer Anwalt, der bei seiner Kandidatur auf eine dritte Amtszeit setzte, sah sich Kritik wegen seiner Nähe zu einem Tiefseebergbauunternehmen ausgesetzt.

Der Wechsel an der Spitze der ISA kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Der erste Antrag auf eine Tiefseebergbau-Lizenz steht bevor. Trotz erheblicher Umweltbedenken haben bisher 32 der 168 Mitgliedstaaten der ISA, darunter Deutschland, ein Moratorium für den Tiefseebergbau gefordert. Bei der jüngsten Generalversammlung in Jamaika reihten sich fünf weitere Länder, darunter Österreich, in diese Gruppe ein. Doch eine verbindliche Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt konnte bisher nicht beschlossen werden.

Der Tiefseebergbau konzentriert sich vor allem auf den Abbau von Manganknollen, die wertvolle Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel enthalten. Diese Materialien sind begehrt für die Produktion von Batteriekomponenten, insbesondere für Elektrofahrzeuge. Allerdings warnen Studien vor den Gefahren, die dieser Abbau für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee mit sich bringt. Einige Experten stellten zudem die Notwendigkeit des Tiefseebergbaus für die Energiewende grundsätzlich infrage.

Trotz dieser Unsicherheiten plant der kanadische Konzern The Metals Company noch in diesem Jahr einen Antrag für ein kommerzielles Tiefseebergbauprojekt, das 2026 im Pazifik starten soll. Da jedoch weder der ISA-Rat ein Regelwerk verabschiedet hat noch eine Grundsatzregelung existiert, bleibt die Handhabung eines solchen Antrags fraglich.

Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann äußerte sich kritisch zur vorherigen Leitung der ISA: „Die ISA hat sich durch ihre vorige Leitung zu lange von der Industrie treiben lassen, die auf einen schnellen Beginn des Tiefseebergbaus drängt." Nun liege es an Carvalho zu beweisen, dass sie die Verpflichtung der ISA versteht, den einzigartigen Lebensraum der Tiefsee zu bewahren.