22. Februar, 2025

Unternehmen

BP unter Druck: Investoren fordern Abstimmung über Klimastrategie

Großaktionäre von BP stellen sich gegen eine mögliche Abschwächung der Klimaziele. Sie verlangen eine offizielle Abstimmung über Kursänderungen – und setzen den Ölkonzern damit erheblich unter Druck.

BP unter Druck: Investoren fordern Abstimmung über Klimastrategie
Investoren fordern Mitsprache: BP-Aktionäre wollen nicht hinnehmen, dass Klimaziele ohne Abstimmung aufgeweicht werden.

Investoren fordern Mitsprache bei BP-Klimazielen

In der Vorstandsetage von BP dürfte es in diesen Tagen ungemütlich sein. Ein Konsortium aus 48 Investoren fordert eine Abstimmung über die Klimastrategie des Unternehmens – und geht damit auf Konfrontationskurs mit der Führung des britischen Ölkonzerns. Hintergrund ist die Sorge, dass BP sich schrittweise von seinen ambitionierten Klimazielen verabschiedet.

In einem Brief an den BP-Vorsitzenden Helge Lund, in den das Wall Street Journal Einblick hatte, machen die Investoren klar: Sie erwarten, dass jeder Schritt hin zu einer Aufweichung der bisherigen Dekarbonisierungsstrategie erst durch eine Aktionärsabstimmung legitimiert wird.

Quelle: Eulerpool

Die Sorge ist nicht unbegründet: Bereits in der Vergangenheit hatte BP seine Reduktionsziele für fossile Brennstoffe still und leise gesenkt.

Rückzug aus der Klimastrategie? Anleger schlagen Alarm

BP hatte sich einst als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel positioniert. 2019 verpflichtete sich das Unternehmen gemeinsam mit 99 Prozent seiner Aktionäre dazu, seine Strategie mit den Pariser Klimazielen in Einklang zu bringen.

Ziel war es, die Produktion von Kohlenwasserstoffen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 zu reduzieren. Doch 2023 wurde dieses Ziel auf 25 Prozent nach unten korrigiert – ein Schritt, der damals bereits für Unmut sorgte.

Nun mehren sich Berichte, wonach BP erneut eine weitere Rücknahme der Klimaziele plant. Das würde bedeuten, dass das Unternehmen seine Öl- und Gasproduktion langsamer als bisher geplant reduzieren könnte – ein deutlicher Strategiewechsel und ein mögliches Signal an Investoren, dass die Energiewende für BP nicht mehr oberste Priorität hat.

Quelle: Eulerpool

„Unsere Stimmen müssen respektiert werden“, betont Matt Crossman von Rathbones Investment Management, einer der unterzeichnenden Investoren. „Viele Investoren sind bei BP eingestiegen, als das Unternehmen noch als Vorreiter im Kampf gegen die Klimakrise galt. Eine Kehrtwende ohne Abstimmung wäre inakzeptabel.“

Strategiewechsel oder Nachhaltigkeitskurs? BP steht vor der Entscheidung, ob es seinen eingeschlagenen Weg in Richtung Klimaschutz fortsetzt oder sich stärker auf das Ölgeschäft fokussiert.

Strategischer Spagat zwischen Rendite und Nachhaltigkeit

Der Vorstoß der Investoren macht deutlich, wie schwer es großen Ölkonzernen fällt, den Spagat zwischen Klimaschutz und Profitabilität zu meistern. Die Energiewende ist längst keine reine Imagefrage mehr – sie hat direkte finanzielle Auswirkungen.

Auf der einen Seite stehen Investoren, die auf langfristige Nachhaltigkeit und grüne Technologien setzen. Sie wollen sicherstellen, dass BP weiterhin eine zentrale Rolle in der globalen Energiewende spielt. Auf der anderen Seite steht ein Marktumfeld, das Öl- und Gasunternehmen nach wie vor hohe Gewinne beschert.

Besonders der hohe Ölpreis der vergangenen Jahre hat BP wieder verstärkt in das klassische Geschäft mit fossilen Brennstoffen gedrängt. Die Versuchung ist groß, weniger in grüne Alternativen zu investieren und stattdessen kurzfristige Erträge aus der Öl- und Gasförderung zu maximieren. Doch genau das stößt auf Widerstand bei den Großaktionären.

Wettlauf mit der Konkurrenz: Wo steht BP wirklich?

Im Vergleich zu anderen Ölriesen wie Shell, ExxonMobil oder Chevron hatte sich BP früh als Vorreiter einer grünen Transformation positioniert. Doch die jüngsten Kurskorrekturen lassen Zweifel daran aufkommen, ob dieses Selbstbild noch Bestand hat.

Während Konkurrent Shell ebenfalls Teile seiner grünen Investitionen hinterfragt und sich auf höhere Erträge aus der Ölproduktion konzentriert, bleibt TotalEnergies in Europa eine der ambitionierteren Firmen in Sachen Erneuerbare Energien. BP muss sich entscheiden: Will es sich weiterhin als nachhaltiges Unternehmen positionieren – oder kehrt es zur traditionellen Ölstrategie zurück?

Was bedeutet das für die BP-Aktie?

An den Börsen wurde die Nachricht mit gemischten Reaktionen aufgenommen. Zwar verzeichnete die BP-Aktie in den vergangenen Monaten ein solides Wachstum, doch Unsicherheiten über die künftige Strategie sorgen nun für Unruhe.

Analysten sehen zwei mögliche Szenarien:

  1. BP bleibt bei seinen Klimazielen und setzt weiter auf den Ausbau erneuerbarer Energien – das könnte langfristig stabilisierend wirken, aber kurzfristig Gewinne drücken.
  2. BP schwächt die Klimaziele ab und bleibt stärker im Ölgeschäft – das könnte kurzfristig höhere Renditen liefern, aber den langfristigen Unternehmenswert gefährden, da nachhaltigkeitsorientierte Investoren abspringen könnten.

Der aktuelle Druck der Aktionäre zeigt, dass eine Kursänderung nicht ohne Widerstand durchsetzbar sein wird. Sollte BP sich dem Wunsch der Investoren verweigern, könnte das auf lange Sicht das Vertrauen nachhaltig schädigen.

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