Schwäche im Zukunftsmarkt trifft Bosch hart
Der Stellenabbau beim Industriegiganten Bosch nimmt drastische Ausmaße an. Zusätzlich zu den bereits im Frühjahr angekündigten Kürzungen von 7000 Arbeitsplätzen sollen bis 2027 weitere 5500 Stellen gestrichen werden, teilte das Unternehmen mit.
Besonders betroffen: die Sparte für Mobilitätslösungen, insbesondere das Softwaresegment für automatisiertes Fahren. Dort allein sollen 3500 Arbeitsplätze wegfallen – die Hälfte davon in Deutschland.
„Der Markt entwickelt sich anders als erwartet“, so die ernüchternde Begründung des Unternehmens. Automobilhersteller legen Projekte auf Eis oder streichen sie ganz.
Die Folge: Überkapazitäten bei Zulieferern wie Bosch, die nun ihre Strukturen anpassen müssen. Die Entwicklung des automatisierten Fahrens – einst ein Hoffnungsträger – wird zurückgefahren.
Automatisiertes Fahren: Ambitionen auf Eis
Bosch betont, die Kürzungen seien keine Abkehr vom Ziel des automatisierten Fahrens. Allerdings wird die Entwicklung der Technologien für die Fahrstufen 3 und 4 nun nicht mehr parallel, sondern nacheinander erfolgen.
„Das ist eine notwendige Anpassung an die aktuelle Marktlage“, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Der Stellenabbau in diesem Bereich trifft nicht nur Bosch. Auch der Konkurrent Continental meldete zuletzt einen Rückgang bei den Auftragseingängen. Der Bereich Cross-Domain Computing Solutions, bei Bosch für das automatisierte Fahren zuständig, umfasst derzeit rund 20.000 Stellen – von denen etwa ein Fünftel wegfallen wird.
Für viele hochspezialisierte Softwareentwickler, die in den vergangenen Jahren unter großem Aufwand angeworben wurden, endet damit die Zukunft bei Bosch schneller als erwartet.
Ein Schlag ins Gesicht: Betriebsrat protestiert
Der Betriebsrat zeigte sich entsetzt über die Kürzungspläne. Von einem „Schlag ins Gesicht“ der Beschäftigten war die Rede. Auch wenn der Stellenabbau laut Bosch „sozialverträglich wie möglich“ erfolgen soll, bleibt die Verunsicherung groß.
Angesichts des massiven Stellenabbaus stellt sich auch die Frage, ob Bosch das selbst gesetzte Ziel, bis 2025 insgesamt 50.000 Softwareentwickler zu beschäftigen, überhaupt noch erreichen kann.
Wirtschaftliche Ziele in Gefahr
Konzernchef Stefan Hartung hatte bereits im Frühjahr davor gewarnt, dass Bosch seine wirtschaftlichen Ziele für 2024 möglicherweise nicht erreichen werde. Nun scheint klar: Die Krise in der Autobranche zwingt auch die größten Player zu schmerzhaften Einschnitten, selbst in Zukunftsbereichen.
Mit den neuen Kürzungen summiert sich das globale Stellenabbauprogramm auf 12.500 Jobs. Der finanzielle Druck in der Branche ist so groß, dass auch ambitionierte Entwicklungsprogramme nicht vor Einschnitten sicher sind.
Eine Branche unter Druck
Bosch ist nicht allein: Die gesamte Autobranche kämpft mit schwachen Märkten, steigenden Kosten und einer unklaren Perspektive für Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren. Was vor wenigen Jahren noch als Wachstumstreiber galt, entwickelt sich immer mehr zum Problemfall. Automobilhersteller setzen derzeit auf Sparprogramme und zurückhaltende Investitionen – mit Folgen für Zulieferer wie Bosch.
Das könnte Sie auch interessieren: