Russland als Investmentchance? Die unterschätzte Option
Seit dem Angriff auf die Ukraine sind westliche Investoren von russischen Finanzmärkten weitgehend ausgeschlossen. Viele Fonds mussten ihre russischen Bestände abschreiben, da diese Aktien außerhalb Russlands nicht mehr gehandelt werden können.
Dennoch halten einige Schwellenländerfonds weiterhin Positionen in Gazprom, Lukoil oder Sberbank – aktuell mit einem Buchwert von null.
Doch sollte es zu einer diplomatischen Lösung und einer schrittweisen Aufhebung der Sanktionen kommen, könnten diese Aktien wieder handelbar werden und erhebliche Gewinne freisetzen.
Warum Fonds mit Russland-Positionen interessant werden
Einige börsengehandelte Fonds (ETFs) und aktiv gemanagte Emerging-Markets-Fonds enthalten weiterhin kleine Anteile russischer Aktien. Beispielsweise hält der JP Morgan Emerging Europe, Middle East & Africa Securities ETF laut Geschäftsbericht rund neun Prozent russische Wertpapiere – darunter Lukoil, Gazprom, Rosneft und Sberbank.
Der Fonds hat sich allein seit Jahresbeginn um mehr als ein Drittel verteuert. Besonders auffällig: Seit dem Wahlsieg von Donald Trump hat sich der Kurs verdoppelt, offenbar, weil Anleger auf eine veränderte geopolitische Lage spekulieren.

Russische Aktien: Das Risiko und die Chancen
Wer bereits vor dem Krieg russische Aktien im Depot hatte, könnte sich im Falle einer Marktöffnung über einen plötzlichen Wertzuwachs freuen. Doch ein Engagement in Russland bleibt spekulativ:
- Politisches Risiko: Es gibt keine Garantie, dass Sanktionen aufgehoben werden – selbst bei diplomatischen Fortschritten.
- Regulatorisches Risiko: Die westlichen Behörden könnten Investitionen weiterhin beschränken, um Kapitalflüsse nach Russland zu verhindern.
- Marktrisiko: Russische Unternehmen wurden über zwei Jahre von internationalen Märkten abgeschnitten – ob sie nachhaltig wettbewerbsfähig sind, bleibt unklar.
Welche Fonds könnten profitieren?
Neben dem JP Morgan ETF gibt es weitere Fonds, die noch russische Werte halten:
- EM Digital Leaders Fund (8 % Russland-Anteil, u. a. Headhunter Group, Sberbank, Renaissance Insurance)
- AvH Emerging Markets Fonds (5 % Russland-Anteil, Fondsmanager hält Engagement für eine mögliche stille Wertsteigerung)
Die meisten dieser Fonds haben ihre Russland-Positionen abgeschrieben – das bedeutet: Anleger erwerben russische Aktien derzeit quasi kostenlos. Sollte der Handel wieder möglich werden, könnten sich hohe Buchgewinne realisieren lassen.
Russland als Investment – eine versteckte Strategie?
In der Branche wird spekuliert, dass einige Fonds, insbesondere in Skandinavien und London, weiterhin russische Wertpapiere halten – darunter ehemalige Osteuropa-Spezialisten.
Doch viele Fonds haben ihre Positionen bereits außerbörslich verkauft: Finanzdienstleister kauften russische Aktien mit hohen Abschlägen auf, um diese später potenziell gewinnbringend zu veräußern.
Ein prominentes Beispiel: BIT Capital von Jan Beckers, der einst in Tinkoff investiert war, verkaufte seine Russland-Positionen außerbörslich und setzte das Kapital in andere Märkte um. Wer also gezielt von einem Börsencomeback profitieren will, muss tief in Geschäftsberichte eintauchen, um die wenigen verbliebenen Fonds mit Russland-Exposure zu identifizieren.
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