28. November, 2024

Märkte

Bordeaux in der Krise: Ein Paradigmenwechsel im Weinhandel

Bordeaux in der Krise: Ein Paradigmenwechsel im Weinhandel

Die renommierte Weinregion Bordeaux sieht sich derzeit gleich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, die ihre Position auf dem globalen Weinmarkt infrage stellen. Zum einen haben unbeständige Wetterbedingungen wie der starke Mehltaubefall in diesem Jahr die Weinerträge drastisch reduziert, sodass viele Weingüter ihre Produktion für 2024 um ein Fünftel senken mussten. Einer der Gründe, warum einige Produzenten sogar EU-Hilfen in Anspruch nehmen, um ihre Reben auszureißen, anstatt sie zu ernten.

Nicht weniger beunruhigend ist der Wandel im traditionellen Handelsprozess von Bordeaux-Weinen. Das en primeur-System, einst geschaffen, um Winzern Betriebskapital frühzeitig zur Verfügung zu stellen, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem groß angelegten Ereignis für Weinliebhaber und Händler entwickelt. Doch die Nachfrage nach den Spitzenweinen stagniert, was sich in einer durchschnittlichen Preissenkung von 22 Prozent für den 2023er Jahrgang widerspiegelt. Selbst ikonische Châteaux wie Château Figeac und Château Lafite mussten ihre Preise senken.

Bordeauxs Schwierigkeiten spiegeln auch einen Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Rotwein wider, der 88 Prozent der Produktion der Region ausmacht. Das en primeur-System gilt inzwischen als überholt und wenig transparent, was den Unmut sowohl von Sammlern als auch von Händlern schürt. Kritisiert wird die Vielzahl an Zwischenhändlern, die zwischen Châteaux und Endkunden stehen, sowie der Preisdruck auf die weniger renommierten Produzenten.

Während einige Top-Weingüter ihren Direktvertrieb ausbauen, bleibt das en primeur-System für viele die etablierte Praxis. Die Weingüter sehen darin eine wertvolle Marketingplattform, obwohl die Preisstrategie überdacht werden muss. Letztlich könnte die Zukunft Bordeauxs in einer Neupositionierung auf dem Markt liegen, um die Faszination für ihre Weine zurückzugewinnen.