Der Skandal um die illegalen Cum-Ex-Aktiengeschäfte zeigt erneut seine wirtschaftlichen und rechtlichen Haken, da vor dem Bonner Landgericht der Prozess gegen eine zentrale Figur, den Anwalt Kai-Uwe Steck, begonnen hat. Mit 53 Jahren sieht Steck sich der Anklage der besonders schweren Steuerhinterziehung in acht Fällen über die Jahre 2008 bis 2015 ausgesetzt, in denen ein Steuerschaden von rund 428 Millionen Euro entstanden sein soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm eine persönliche Bereicherung von 28,6 Millionen Euro vor, von der er bereits 11 Millionen an den Staat zurückgezahlt hat.
Steck war einst ein wichtiger Partner von Hanno Berger, der als führender Kopf hinter den Cum-Ex-Geschäften in Deutschland gilt und inzwischen verurteilt im Gefängnis sitzt. Schon um das Jahr 2006 begannen Steck und Berger, gemeinsam mit weiteren Mitstreitern, ein komplexes Netzwerk von Cum-Ex-Geschäften zu spinnen. Hierbei wurden rund um den Dividendenstichtag geschickt Aktiengeschäfte abgewickelt, um letztlich nie gezahlte Kapitalertragssteuern erstattet zu bekommen. Diese Machenschaften, die den Staatsschatz um mindestens zehn Milliarden Euro schmälerten, wurden erst 2012 durch Gesetzesänderungen unterbunden und 2021 vom Bundesgerichtshof endgültig als Steuerhinterziehung abgestempelt.
Eine interessante Facette des Falles ist Stecks Rolle als Kronzeuge der Staatsanwaltschaft, die ihm trotz seiner profitorientierten Taten eine Art Schutzschild gegen ein hartes Urteil bieten könnte. Seit 2016 lieferte Steck in mehreren hundert Stunden Vernehmungen belastende Informationen über Beteiligte anderer Verfahren. Diese kooperative Haltung könnte vor Gericht straferleichternd wirken.
Wie ernst es Steck mit der Aufarbeitung seiner Taten meint, zeigte er 2019 mit einem Auftritt in der NDR-Sendung "Panorama", wo er seine Beteiligung an den Cum-Ex-Geschäften offen als teuflischen Mechanismus bezeichnete. Während die Vorwürfe in Bonn nur auf Teile seines stattlichen Vermögensgewinns abzielen, lassen weitere Fälle an anderen Orten auf kommende Prozesse schließen. Spannende Verhandlungstage sind bis Mitte Februar zu erwarten, während Steck in der Schweiz weiter seinem Beruf als Anwalt in einer Kanzlei nachgeht.