In einem aufschlussreichen Interview mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' äußerte sich John Bolton, der ehemalige Nationale Sicherheitsberater unter Präsident Donald Trump, kritisch über Trumps jüngste Amtshandlungen nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus. Bolton beschreibt Trumps Entscheidungen als instinktgeleitet und von persönlichem Nutzen geprägt, ohne erkennbare übergeordnete Strategie. Dies gelte für Themen wie Zölle, die Nato oder die Ukraine. Laut Bolton sei das Umfeld um Trump von Chaos geprägt, was auf dessen chaotisches Denkvermögen zurückzuführen sei.
Besonders besorgt zeigte sich Bolton über Trumps unvorhersehbare Ankündigungen von Zöllen gegen Länder wie Kanada, Mexiko, China und die EU. Seinen Worten nach gefährde Trump dadurch Amerikas internationales Vertrauen und politischen Goodwill. Hinzu komme, dass Trump militärischen Druck nicht ausschließe, um geostrategische Interessen wie Grönland oder den Panamakanal durchzusetzen.
Im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt offenbarte Bolton Skepsis bezüglich Trumps diplomatischer Bemühungen. Trotz Trumps Behauptung, mit Wladimir Putin im Dialog zu stehen, zweifelte Bolton an der Echtheit dieser Gespräche und unterstrich, dass Trump manches möglicherweise erfinde. Der Umgang mit der Ukraine-Krise wird unterdessen durch Vizepräsident J. D. Vances Äußerungen über einen Waffenstillstand ohne weitere Nato-Ambitionen für Kiew kompliziert.
Innenpolitisch sorgt derweil das von Elon Musk geleitete Kostensenkungsgremium Doge für Aufruhr. Vor allem massive Einsparungen im Sozialbereich seien laut Bolton nötig, während die Entwicklungshilfe kaum Einsparpotenzial biete. Musks Rolle beim Aufspüren von Ausgaben im Bildungs- und Verteidigungsministerium stellt für viele republikanische Kongressmitglieder eine Quelle der Unsicherheit dar. Trotz Bedenken hält sich der öffentliche Widerspruch in den republikanischen Reihen bislang in Grenzen.
Bolton, der in der Trump-Administration als Hardliner bekannt war und nach Differenzen mit dem Präsidenten im Jahr 2019 zurücktrat, bleibt aufgrund dieser Entwicklungen besorgt über die politische und wirtschaftliche Ausrichtung der USA.