Boliviens staatliches Energieunternehmen YPFB befindet sich in Verhandlungen, um Gasexporte nach Argentinien wieder aufzunehmen. Auslöser für den erhöhten Bedarf ist eine Hitzewelle, die die Energieversorgung in Buenos Aires und Umgebung auf eine harte Probe stellt. Die argentinische Regierung steht vor der Herausforderung, die energetische Selbstversorgung des Landes sicherzustellen.
YPFB-Chef Armin Dorgathen Tapia erklärte telefonisch gegenüber Reuters, dass es Gespräche über einen kurzfristigen Spot-Vertrag mit Argentinien gebe. Diese Verhandlungen waren bislang nicht öffentlich bekannt. Die Gaslieferungen von Bolivien nach Argentinien endeten im September, da Argentinien durch die Erschließung des großen Vaca Muerta-Schiefergebiets seine eigene Produktion gesteigert und sich auf den Weg gemacht hat, ein Netto-Exporteur von Energie zu werden.
Trotz eines Rückgangs der Gasproduktion Boliviens in den letzten zehn Jahren bietet die gegenwärtige Wetterlage neue Gelegenheiten. Extreme Hitze hat zu einem Anstieg des Energiebedarfs geführt, da die Argentinier verstärkt Klimaanlagen und Ventilatoren nutzen, was die heimische Versorgung belastet.
Bolivien könnte durch einen eventuellen neuen Spot-Vertrag, der zwischen sechs und zwölf Monaten dauern könnte, Gaslieferungen anbieten. Zudem sind Boliviens Lieferungen bereits bis 2027 an Brasilien gebunden, was aber Spielraum für Flexibilität lässt, da einige brasilianische Kunden weniger Nachfrage äußern.
Eine weitere Option wäre die Erzeugung von Strom in Bolivien, der anschließend nach Argentinien verkauft werden könnte. Diese Lösungen stoßen jedoch auf Komplikationen durch eine ausstehende Zahlung Argentiniens in Höhe von 10,6 Millionen US-Dollar an YPFB. Das Fehlen dieser Zahlung bereitet Vertrauen in die zukünftige Zusammenarbeit schwierige Bedingungen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen entwickeln, da sowohl die argentinische Regierung als auch das staatliche Energieunternehmen Enarsa bisher keine Stellungnahme abgegeben haben.