Die wirtschaftliche Stabilität Boliviens, einst ein Beispiel für ein rohstoffbasiertes "Wirtschaftswunder", gerät zunehmend ins Wanken. Während die Einwohner von El Alto, der hochgelegenen Nachbarschaft von La Paz, mit steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert sind, klettern die Inflationsraten auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Die explodierenden Preise für Grundnahrungsmittel und der akute Dollar-Mangel setzen dem Andenland stark zu.
Boliviens wirtschaftliche Krise zeigt sich besonders in den sinkenden Einnahmen aus dem Export von Erdgas, einer der Hauptquellen für Deviseneinnahmen. In den letzten zehn Jahren sind die Exporte halbiert worden, da es den Produzenten nicht gelingt, neue Gasfelder zu erschließen. Die Reserven an harter Währung der Zentralbank sind nahezu aufgebraucht, was den Import von Treibstoff erschwert, die Preise erhöht und die Währung Boliviano unter Druck gesetzt hat. Dies führte zu einem lukrativen Schwarzmarkt für Dollar, der in Bolivien zum ersten Mal seit Jahrzehnten auftaucht.
Die innenpolitische Lage hat sich verschärft: Präsident Luis Arce steckt in einem erbitterten Machtkampf mit seinem Vorgänger Evo Morales. Die Spannungen innerhalb der dominierenden sozialistischen Partei führten zu heftigen Protesten, angeheizt durch die Wut über die stagnierende Versorgungslage und die Wirtschaftsprobleme.
Vor diesem Hintergrund versucht die bolivianische Regierung, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen. Mit einem geplanten Verkauf von Staatsanleihen im Wert von 3 Milliarden Dollar will sie ihre Schuldenlast bewältigen. Doch die schrumpfenden Devisenreserven bringen Unternehmen, Airline-Betreiber und Importeure in Bedrängnis, und die Luftfahrtbranche warnt bereits vor zunehmenden Schwierigkeiten, Gewinne aus dem Land zu transferieren. Es ist eine deutliche Mahnung, dass Bolivien dringend einen wirtschaftlichen Rettungsplan benötigt.