17. Oktober, 2024

Wirtschaft

Boeings rechtliche Turbulenzen: Ein Drahtseilakt zwischen Finanzkrise und Compliance

Boeings rechtliche Turbulenzen: Ein Drahtseilakt zwischen Finanzkrise und Compliance

Boeing steht erneut im Zentrum einer kritischen rechtlichen Auseinandersetzung, die den Flugzeughersteller in eine tiefere Krise stürzen könnte. Ein Bundesrichter aus Texas überlegt, ob er einen im Juli mit dem US-Justizministerium ausgehandelten Vergleich genehmigen soll. Dieser sieht vor, dass Boeing sich schuldig bekennt, die FAA-Regulierungsbehörde vor zwei tödlichen 737 MAX-Abstürzen in den letzten Jahren der letzten Dekade getäuscht zu haben.

Obwohl Boeing 487 Millionen Dollar, einschließlich einer Gutschrift für bereits gezahlte Strafen, zugesagt hat, fordern die Angehörigen der Absturzopfer eine härtere Bestrafung und drängen auf einen Gerichtsprozess. Der Fall hat an Brisanz zugenommen, nachdem im Januar 2024 ein Vorfall mit einer Alaska Airlines Boeing 737 Max 9 auftrat, bei dem ein technischer Defekt das Leben an Bord gefährdete.

Richter Reed O'Connor hat Boeing aufgefordert, Dokumente einzureichen, die den Einfluss der unternehmenseigenen Diversity-, Ethik- und Inklusionspolitik auf den Vergleich erklären sollen. Die Wahl eines unabhängigen Prüfers, der Boeings Sicherheitsberichterstattung überwacht, steht hierbei im Fokus.

Parallel dazu stehen die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens im Vordergrund. Zur Stabilisierung seiner Finanzen strebt Boeing ergänzende Kreditlinien über 10 Milliarden Dollar sowie die Ausgabe neuer Wertpapiere im Wert von bis zu 25 Milliarden Dollar an.

Gleichzeitig belasten ein Arbeitsstreit und geplante Massenentlassungen von etwa 17.000 Mitarbeitern das Unternehmen zusätzlich. Experten bezweifeln jedoch, dass diese Maßnahmen die Genehmigung des Vergleichs beeinflussen werden.

Auch wenn das Einvernehmen mit der US-Justiz nur künftige strafrechtliche Anklagen abwenden soll, bleiben weitere zivile und regulatorische Folgen möglich. Ein Ende der rechtlichen Herausforderungen für Boeing ist damit keineswegs sicher.