15. September, 2024

Wirtschaft

Boeing zwischen Turbulenzen und neuen Hoffnungen: Ein tieferer Blick auf die Lage des Luftfahrtgiganten

Boeing zwischen Turbulenzen und neuen Hoffnungen: Ein tieferer Blick auf die Lage des Luftfahrtgiganten

Boeing, die Ikone der amerikanischen Innovationskraft und seit über einem Jahrhundert ein Synonym für herausragende Technik, kämpft in jüngster Zeit mit erheblichen Herausforderungen. Trotz beeindruckender Vergangenheit steht das Unternehmen derzeit im Rampenlicht negativer Schlagzeilen.

In den letzten Jahren sind zahlreiche Whistleblower an die Öffentlichkeit getreten, viele davon waren sogar Mitarbeiter von Boeing. Sie äußerten sich besorgt über die Sicherheits- und Qualitätsstandards des Unternehmens. Diese Enthüllungen traten zeitgleich mit verschiedenen Regierungsermittlungen zu prominenten Flugzeugabstürzen auf. Solche Vorfälle können den Ruf eines Unternehmens schwer schädigen, aber Boeing findet sich in einer einzigartigen Situation: Der Hauptkonkurrent Airbus bildet gemeinsam mit Boeing ein Duopol in der Luftfahrtbranche. Es bedarf daher mehr als nur schlechter Nachrichten, um die Investoren ernsthaft zu beunruhigen.

Den Großteil seines Umsatzes erzielt Boeing in drei Bereichen: Verkehrsflugzeuge, Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit sowie globale Dienstleistungen. Besonders im Bereich der Verkehrsflugzeuge, ehemals das Rückgrat des Unternehmens, zeigten sich im ersten Halbjahr 2024 deutliche Rückgänge. Boeing lieferte lediglich 175 Verkehrsflugzeuge aus – ein Rückgang von 34 % im Vergleich zum Vorjahr. Entsprechend schrumpfte der Umsatz im Verkehrsflugzeug-Segment auf 10,6 Milliarden US-Dollar, was einem Minus von 31 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 entspricht.

Die finanzielle Lage von Boeing verschärft sich zudem durch einen erheblichen Mittelabfluss. Im ersten Halbjahr 2024 verbrannte das Unternehmen über 8 Milliarden US-Dollar. Angesichts eines stagnierenden Auftragsbestands und steigender Investitionen in Sicherheitsprotokolle scheint es unwahrscheinlich, dass Boeing bald wieder zu stabilem Umsatzwachstum und konstanten Gewinnen zurückkehren wird.

Im vergangenen Monat ernannte der Aufsichtsrat Robert K. "Kelly" Ortberg zum neuen CEO von Boeing, nachdem Dave Calhoun bereits im März seinen Rücktritt angekündigt hatte. Obwohl dieser Führungswechsel Hoffnung wecken mag, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis greifbare Veränderungen umgesetzt werden können.

Ein Lichtblick war die Weltraummission im Juni, bei der zwei Astronauten an Bord einer Boeing-Starliner-Kapsel zur Internationalen Raumstation (ISS) starteten. Dies war der erste bemannte ISS-Flug der Starliner-Kapsel. Doch die Rückkehr der Astronauten verzögert sich aufgrund mechanischer Probleme, einschließlich Heliumlecks. Nach langen Überlegungen entschied die NASA schließlich, die Astronauten mit einer SpaceX-Dragon-Raumkapsel zurückzuholen.

SpaceX, das Unternehmen von Elon Musk, ist Boeings größter Konkurrent im Bereich der Weltraumforschung. Dieser Vorfall kann als ein erneuter Triumphzug für Musk über Boeing betrachtet werden.

Abseits der Luftfahrt hat Boeing auch im Verteidigungssektor mit Problemen zu kämpfen. Ständige Sicherheitsvorwürfe, fragwürdige Herstellungsprotokolle und Milliardenverluste malen ein düsteres Bild. Investoren, die auf die Luftfahrt- oder Verteidigungsindustrie setzen wollen, finden möglicherweise bessere Alternativen.

Vor einer Investition in Boeing sollten potenzielle Anleger daher zweimal nachdenken. Es gibt viele vielversprechende Aktien auf dem Markt, und Boeing hat sich in letzter Zeit nicht als die beste Wahl erwiesen.