25. Oktober, 2024

Wirtschaft

Boeing: Zwischen Krisenbewältigung und Kulturwandel

Boeing: Zwischen Krisenbewältigung und Kulturwandel

Kelly Ortberg, der neue Vorstandsvorsitzende von Boeing, steht vor einer monumentalen Aufgabe: Das Traditionsunternehmen, das einst die moderne Luftfahrt prägte, befindet sich in turbulenten Zeiten. Bei seinem ersten Aufeinandertreffen mit den Investoren stellte er klar, dass die Beendigung des Streiks der größten Gewerkschaft nur der erste Schritt zur Stabilisierung des Unternehmens sein kann. Doch der Weg dorthin ist steinig, denn fast zwei Drittel der Gewerkschafter lehnten das jüngste Vertragsangebot ab, wodurch der bereits sechswöchige Streik anhält und Boeing täglich Verluste in Höhe von 50 Millionen Dollar einbringt. Der Konzern, der in den letzten fünf Jahren von fatalen Flugzeugabstürzen, einer weltweiten Flugsperre und pandemiebedingten Einbußen geprägt wurde, sieht sich nun einer angeschlagenen Finanzlage und einem angekratzten Ruf gegenüber. Analyst Ron Epstein von der Bank of America vergleicht Boeings Situation mit der Hydra der griechischen Mythologie: 'Kaum wird ein Problem gelöst, sprießen neue hervor.' Ortbergs Herausforderungen sind vielfältig: neben dem Streik gilt es, die Belegschaft zu motivieren, Investoren von einer Kapitalerhöhung zu überzeugen, Fertigungs- und Qualitätskontrollprobleme zu beheben und die Kunden, die aufgrund von Lieferverzögerungen bereits Flugpläne ändern mussten, zufriedenzustellen. Trotz aller Widrigkeiten erkennt Scott Kirby von United Airlines in Ortberg einen Lichtblick: 'Kelly Ortberg führt Boeing zurück zu seinen Wurzeln.' Doch nicht alle sind überzeugt. Ken Ogren von der Maschinenbau-Gewerkschaft warnt vor leeren Versprechen hinsichtlich des Kulturwandels im Unternehmen. Für Ortberg steht jedoch fest, dass Qualität über Schnelligkeit geht, selbst wenn das bedeutet, die Produktionsziele zu verfehlen. Zudem plant er die Einführung eines neuen Flugzeugmodells, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Belegschaft zu motivieren. Laut Brian West, Boeings CFO, wird das Unternehmen auch im Jahr 2025 weiterhin hohe Geldsummen verbrennen, jedoch mit dem Fokus auf langfristige Lösungen. Experten sehen in Ortbergs Ingenieurshintergrund einen Vorteil, um Boeing aus dem Krisenmodus zu navigieren und die Unternehmenskultur grundlegend zu verändern. Sein Umzug nach Seattle markiert bereits den ersten Schritt in diese Richtung.