Nach einem Beinahe-Unglück mit einer Boeing 737-9 Max hat der Flugzeughersteller seinen Antrag auf eine Sicherheitsausnahme für die kürzeste Version des Jets zurückgezogen. Der Grund dafür ist ein Problem mit dem System zur Enteisung der Triebwerke, das nach kurzer Zeit zu überhitzen droht. Boeing gab bekannt, während des Zulassungsprozesses für die Kurzversion 737-7 Max eine Lösung für dieses Problem entwickeln zu wollen. Die Vorsitzende der Luftfahrt-Untersuchungskommission des US-Senats, Tammy Duckworth, hatte sich zuvor gegen Boeings Antrag ausgesprochen.
Das bisherige Enteisungssystem der 737-Max-Jets darf maximal fünf Minuten laufen, da ansonsten Schäden an den Bauteilen durch die Hitze entstehen können. Boeing hat dieses System bereits in den bereits zugelassenen Max-Versionen eingebaut und arbeitet weiterhin an einer verbesserten Lösung. Ursprünglich wollte der Hersteller eine Ausnahmeregelung für die Kurzversion erreichen, doch dieses Vorhaben wird nun aufgeschoben. Somit wird es voraussichtlich noch länger dauern, bis die 737-7 Max den Weg zu den Fluggesellschaften findet. Auch die Langversion 737-10 Max wartet noch auf ihre Zulassung.
Seit dem Zwischenfall Anfang des Jahres steht Boeing verstärkt im Fokus der Aufsichtsbehörden. Am 5. Januar war ein Rumpfteil an einer 737-9 Max von Alaska Airlines herausgesprungen. Glücklicherweise kamen die Passagiere mit dem Schrecken davon. Die US-Luftfahrtbehörde ermittelt derzeit gegen Boeing und untersucht die Produktionsprozesse. Außerdem wurde Boeing untersagt, die Produktion der Max-Modelle wie geplant zu erweitern.
Die Max-Jets haben eine unrühmliche Vergangenheit. Nach dem Absturz zweier 737-Max-Maschinen durften diese Flugzeuge ab März 2019 mehr als 20 Monate lang nicht starten. Erst nach umfangreichen technischen Verbesserungen erhielten die Behörden weltweit nach und nach die Freigabe.
Das Desaster hat Boeing nicht nur viel Geld gekostet, sondern auch dazu geführt, dass der Hersteller im Markt für Mittelstreckenjets hinter seinem europäischen Rivalen Airbus zurückgefallen ist. Der Erfolg von Airbus mit den Flugzeugen der A320neo-Familie hatte Boeing im Jahr 2011 dazu veranlasst, eine Neuausgabe der 737-Reihe zu entwickeln.