19. September, 2024

Wirtschaft

Boeing vor neuen Herausforderungen: Produktionsstreik verschärft finanzielle Probleme

Boeing vor neuen Herausforderungen: Produktionsstreik verschärft finanzielle Probleme

Das US-amerikanische Luftfahrtunternehmen Boeing steht vor einer neuen Belastungsprobe: Ein Arbeitsstreik hat die Produktion nahezu zum Stillstand gebracht. Nach fünf Jahren mit Verlusten in Höhe von 33 Milliarden Dollar kämpft das Unternehmen nun um seine finanzielle Stabilität.

Sollte der Streik nur eine Woche andauern, könnte Boeing die Auswirkungen womöglich kompensieren. Doch wenn sich der Arbeitskampf wie im Jahr 2008 über mehrere Monate zieht, könnte das Unternehmen schwer getroffen werden. Damals beliefen sich die Verluste auf 1,2 Milliarden Dollar. CEO Brian West betonte gegenüber Investoren, dass der Streik Produktion, Lieferungen und den laufenden Betrieb beeinträchtigen und somit auch die Erholung gefährden würde.

Unabhängig von der Dauer des Streiks steht Boeing vor tiefgreifenden Herausforderungen. Die Produktionsrate der 737 Max-Jets ist eingeschränkt, da die US-Luftfahrtbehörde Verbesserungen an der Montagelinie überwacht. Zudem ist die Zertifizierung des neuen 777X-Jets, der für die Rückkehr zur Rentabilität entscheidend ist, stark verzögert. Währenddessen fällt Boeing bei den Verkäufen deutlich hinter Airbus zurück.

Trotz dieser Schwierigkeiten profitiert Boeing von seiner Stellung in einem globalen Duopol mit Airbus. Beide Unternehmen sind die einzigen Hersteller von Großraumflugzeugen, und die Nachfrage nach Flugzeugen ist hoch. Selbst wenn eine Fluggesellschaft einen Auftrag bei Boeing stornierte, würden die langen Lieferzeiten bei Airbus es schwierig machen, kurzfristig zu wechseln.

Verhandlungen zwischen Boeing, der Gewerkschaft und Bundesmediatoren sollen in Kürze wieder aufgenommen werden. Obwohl beide Seiten betonen, eine Lösung finden zu wollen, deutet die Geschichte der Arbeitsbeziehungen bei Boeing auf einen langwierigen Arbeitskampf hin. Die angebotenen Vertragsbedingungen wurden trotz signifikanter Gehaltssteigerungen von der großen Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder abgelehnt.

Bei einer Wiederholung des achtwöchigen Streiks von 2008 könnte Boeing massive finanzielle Einbußen erleiden. Bereits jetzt signalisieren Ratingagenturen wie Fitch und Moody's eine mögliche Herabstufung in den Junk-Bond-Status. Um die finanziellen Auswirkungen zu mildern, hat Boeing Maßnahmen wie Einstellungsstopps und Reiseeinschränkungen angekündigt, möglicherweise auch vorübergehende Entlassungen.

Boeing zeigt sich dennoch entschlossen, einen neuen Tarifvertrag zu finden, der für die Gewerkschaftsmitglieder akzeptabel ist. Trotz der finanziellen Verluste könnte das Unternehmen die gestiegenen Kosten bewältigen, da die direkten Montagekosten nur einen geringen Teil der Gesamtkosten eines Flugzeugs ausmachen.

Die Unzufriedenheit der Arbeiter, die seit 16 Jahren kaum Gehaltssteigerungen erlebt haben, führte zu einer schnellen Ablehnung des Vertragsangebots. Gewerkschaftsmitglieder wie Jim Bloomer betonen, dass Boeing seine Angestellten entsprechend seiner Spitzenstellung in der Branche behandeln sollte.