23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Boeing vor Herkulesaufgabe: Lautstarker Streik und beispielloser Verlust

Boeing vor Herkulesaufgabe: Lautstarker Streik und beispielloser Verlust

Der angeschlagene Luftfahrtgigant Boeing steht vor einem entscheidenden Tag, da das Unternehmen seinen größten Quartalsverlust seit vier Jahren bekanntgeben wird und streikende Arbeitnehmer darüber abstimmen, ob sie ihre wochenlange Arbeitsniederlegung beenden. Die bereits im Vorfeld angekündigten enttäuschenden Finanzergebnisse sollen noch vor Öffnung der Börsen von Boeing und dem kürzlich ernannten CEO Kelly Ortberg veröffentlicht werden.

Rund 33.000 Beschäftigte stimmen im Raum Seattle darüber ab, ob sie das jüngste Vertragsangebot des Unternehmens akzeptieren und damit den fast sechs Wochen andauernden Streik beenden. Bereits am 11. Oktober hatte Boeing anlässlich der Ankündigung von Entlassungen und anderen Sparmaßnahmen darauf hingewiesen, dass ein signifikanter Quartalsverlust erwartet wird. Dieser resultiert aus milliardenschweren Einmalkosten, unter anderem ausgelöst durch den Streik der Gewerkschaft IAM und der Aerospace Workers.

Ein Verlust in Höhe von 6,1 Milliarden Dollar wird von Analysten laut Factset prognostiziert – der größte seit dem letzten Quartal 2020. Schon vor dem Streik hatte das Unternehmen die Produktion in der Sparte für Verkehrsflugzeuge reduziert, um den Sicherheitsvorschriften mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Dies geschah nach einem Vorfall im Januar, als eine 737 MAX von Alaska Airlines aufgrund eines Problems mit der Verkleidung notlanden musste.

Die Arbeitsniederlegung hat die Produktion in zwei Montagewerken im Raum Seattle, die für die 737 MAX und 777 Modelle zuständig sind, zum Stillstand gebracht. Spirit AeroSystems, ein Zulieferer von Boeing, kündigte infolgedessen an, Mitarbeiter in Zwangsurlaub zu schicken. Das neueste Vertragsangebot von Boeing beinhaltet eine Gehaltserhöhung von 35 Prozent über vier Jahre sowie eine einmalige Antrittsprämie von 7.000 Dollar, jedoch keine Wiederherstellung der Rentenansprüche – ein entscheidender Punkt für ältere Arbeitnehmer.

Jon Holden, Präsident der in Seattle ansässigen Gewerkschaft, erwartet ein knappes Abstimmungsergebnis. Bereits jetzt wird der Verlust durch den Streik auf 7,6 Milliarden Dollar geschätzt, wobei mindestens 4,35 Milliarden auf Boeing und fast 2 Milliarden auf seine Zulieferer entfallen.

Trotzdessen war Boeing im September in der Lage, 33 neue Flugzeuge auszuliefern. Doch das Unternehmen hat signalisiert, dass in der nahen Zukunft mit geringeren Auslieferungen zu rechnen ist, was die Umsätze belasten wird.