Boeing vor entscheidender Abstimmung: Einigung in Sicht oder langfristige Konflikte?

Die Belegschaft von Boeing steht am Scheideweg: Am Mittwoch wird über einen neuen Tarifvorschlag abgestimmt, der möglicherweise eine über fünf Wochen andauernde Streikperiode beenden könnte. Mehr als 30.000 Maschinenbauer hatten am 13. September in den Produktionsstätten an der Westküste die Arbeit niedergelegt, wodurch die Fertigung der Erfolgsmodelle 737 MAX, 767 und 777 zum Erliegen kam. Seither befinden sich Boeing und die Führung der Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) in zähen Verhandlungen, die von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt sind. Der Ausgang der Abstimmung, die einfach mit einer Mehrheit von 50%+1 entschieden wird, fällt mit der Veröffentlichung von Boeings Finanzbericht für das dritte Quartal zusammen, der erwartungsgemäß ein erheblicher Verlust enthalten wird. Dies hat bereits zu Warnungen von Ratingagenturen geführt, die bei anhaltendem Streik eine Herabstufung von Boeings Schulden auf 'Ramschniveau' erwägen. Das jüngste Angebot umfasst eine Gehaltserhöhung von 35% über vier Jahre, eine Ratifikationsprämie von 7.000 Dollar, die Wiederaufnahme eines Anreizprogramms und verbesserte Beiträge zu den 401(k)-Rentenplänen der Arbeitnehmer. Die Mitarbeiter sind gespalten, da das Angebot nicht den von der IAM geforderten 40% Gehaltsanstieg und die Wiedereinführung der vor 2014 bestehenden leistungsorientierten Altersvorsorge erfüllt. Vor der Abstimmung äußerten sich einige der 14 befragten Streikenden in der Region Seattle skeptisch über den Vorschlag. Jeromy Allen, ein Mitarbeiter der 737 MAX-Produktion, ist bereit, länger zu warten, um ein besseres Angebot zu erzwingen, während Kevin Roehl, der seit 35 Jahren bei Boeing arbeitet, die Vereinbarung zustimmen möchte, da er um seine Gesundheitsversorgung fürchtet, die Boeing im Zuge des Streiks ausgesetzt hatte. Die Frage bleibt, ob Boeing und seine Beschäftigten eine Einigung erzielen können oder ob der Konflikt noch weiter schwelt.