21. Oktober, 2024

Börse

Boeing vor dem Absturz ins „Junk“-Territorium: Droht die Bonitätskrise?

Der US-Flugzeugbauer kämpft mit Produktionsproblemen, Streiks und drohenden Herabstufungen durch Ratingagenturen. Rutschen Boeings Anleihen bald in den Hochzinsbereich?

Boeing vor dem Absturz ins „Junk“-Territorium: Droht die Bonitätskrise?
Mit einer möglichen Herabstufung durch Ratingagenturen könnte Boeing zum größten „Fallen Angel“ aller Zeiten werden, was seine Anleihen in den riskanten „Junk“-Bereich drücken würde.

Die Zeichen stehen auf Sturm bei Boeing. Der einstige Gigant der Luftfahrtbranche kämpft seit Jahren mit einer Krise nach der anderen. Nun droht auch noch eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch große Ratingagenturen, die die Unternehmensanleihen in den berüchtigten „Junk“-Bereich schicken könnte. Ein Schritt, der für Boeing weitreichende Folgen hätte.

Quelle: Eulerpool

Boeings Abstieg: Streiks und Stellenabbau verschärfen Krise

Seit Mitte September haben die Arbeitnehmer des US-Flugzeugbauers die Arbeit niedergelegt. Die größte Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Beschäftigte vertritt, befindet sich im Streik, nachdem Verhandlungen über neue Arbeitsbedingungen gescheitert sind.

Boeing hat daraufhin sein Angebot an die Gewerkschaft zurückgezogen und gleichzeitig einen Stellenabbau und Abschreibungen in Milliardenhöhe angekündigt. Fünf Milliarden US-Dollar sollen im Zuge dieser Maßnahmen abgeschrieben werden.

Quelle: Eulerpool

Boeing erwartet für das dritte Quartal einen Umsatz von 17,8 Milliarden US-Dollar – fast eine Milliarde weniger als von Analysten prognostiziert. Noch dramatischer fällt der Verlust pro Aktie aus, der mit knapp 10 US-Dollar angegeben wird. Offizielle Zahlen legt Boeing am 23. Oktober vor.

Drohende Abstufung: Ratingagenturen reagieren auf Krise

Die finanzielle Lage hat auch die Ratingagenturen auf den Plan gerufen. S&P Global Ratings und Moody’s erwägen eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Boeing. Fitch Ratings hat zwar noch keine Überprüfung angekündigt, aber bereits auf die wachsenden Risiken hingewiesen.

Quelle: Eulerpool

Sollte es zu einer Herabstufung kommen, könnten Boeings Anleihen von der letzten Stufe des Investment-Grade-Ratings direkt in den „Junk“-Bereich fallen.

Das hätte massive Folgen: Boeings ausstehende langfristige Schulden, die in Milliardenhöhe existieren, würden dann nicht mehr für Investment-Grade-Indizes qualifizieren. JPMorgan-Analysten bezeichnen Boeing als potenziellen größten „Fallen Angel“ aller Zeiten – ein Begriff, der für Unternehmen verwendet wird, deren Anleihen von Investment-Grade auf „Junk“ herabgestuft werden. Dies wäre ein historischer Tiefpunkt für den Luftfahrtkonzern.

Maßnahmen zur Stabilisierung: Kapitalerhöhung und Kreditlinien

Boeing hat den Ernst der Lage erkannt. Um sein Investment-Grade-Rating zu sichern, plant das Unternehmen eine umfassende Stärkung der Bilanz. Eine milliardenschwere Kapitalerhöhung steht im Raum: Bis zu 25 Milliarden US-Dollar an Stammaktien, Vorzugsaktien oder Schuldtiteln könnte Boeing schrittweise ausgeben. Zusätzlich hat sich das Unternehmen eine Kreditlinie von 10 Milliarden US-Dollar gesichert.

Boeing plant möglicherweise eine Kapitalerhöhung von bis zu 25 Milliarden US-Dollar, um seine Bilanz zu stärken und eine Herabstufung durch Ratingagenturen zu verhindern.

Analysten der Bank of America schätzen, dass Boeing 10 bis 15 Milliarden US-Dollar durch die Ausgabe von Eigenkapital aufbringen könnte. Damit würde Boeing seine Bilanz stärken und möglicherweise das Risiko einer Bonitätsherabstufung reduzieren. Diese Maßnahmen bieten Boeing finanzielle Flexibilität und mildern kurzfristige Liquiditätssorgen – zumindest vorerst.

Wir berichteten bereits:

Boeing in der Krise: Kommt jetzt die Milliarden-Kapitalerhöhung?
Der angeschlagene Flugzeugbauer Boeing plant laut Insidern eine Kapitalerhöhung von über 10 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen kämpft mit den Folgen von Flugverboten, Produktionsproblemen und einem anhaltenden Streik.

Auswirkungen auf den Anleihenmarkt

Nach der Ankündigung von Boeing reagierte der Markt gemischt. Während die Renditespannen der ausstehenden Anleihen kurzfristig zurückgingen, deuteten Analysten darauf hin, dass die Reaktion der Investoren weniger optimistisch ausfiel, als es zunächst schien.

Der Markt für Boeings Anleihen bleibt in unsicheren Gewässern, und die Finanzwelt beobachtet gespannt, ob das Unternehmen seine Bonität halten kann.