16. Oktober, 2024

Unternehmen

Boeing streicht Tausende Jobs – Was hinter den drastischen Maßnahmen steckt

Der angeschlagene Flugzeugbauer Boeing kündigt weltweit den Abbau von etwa 10 % seiner Arbeitsplätze an. Diese Entscheidung ist Teil einer umfassenden Reaktion auf die anhaltenden finanziellen Schwierigkeiten und den Produktionsstillstand.

Boeing streicht Tausende Jobs – Was hinter den drastischen Maßnahmen steckt
Boeing streicht rund 10 % seiner weltweiten Belegschaft. Dies betrifft Tausende von Arbeitsplätzen, sowohl im Management als auch bei den Angestellten.

Boeing steht vor einer seiner größten Herausforderungen: Der Abbau von rund 10 % der Arbeitsplätze ist eine drastische Reaktion auf die anhaltenden Probleme des Unternehmens. Boeing-CEO Kelly Ortberg gab zwar keine genaue Zahl der betroffenen Stellen bekannt, doch es wird erwartet, dass Tausende Angestellte und Manager weltweit von den Einsparmaßnahmen betroffen sein werden. Das Unternehmen, das zuletzt 170.000 Mitarbeiter zählte, passt seine Belegschaft an die harte finanzielle Realität an.

Die Probleme bei Boeing spitzen sich seit Jahren zu. Eine Serie von Produktionspannen, Qualitätsmängeln und Verzögerungen hat das Vertrauen in den einstigen Branchenführer erheblich erschüttert.

Quelle: Eulerpool

Zusätzlich belastet wird die Lage durch einen andauernden Streik der Gewerkschaft IAM, die rund 33.000 Arbeiter in den USA vertritt. Der Streik, der seit Mitte September andauert, betrifft insbesondere die Produktion der Bestseller-Modelle 737 und 777 im Raum Seattle.

Milliardenverluste und Produktionsstopp

Doch das sind nicht die einzigen schlechten Nachrichten: Boeing musste nach Börsenschluss auch bekanntgeben, dass das Unternehmen Abschreibungen in Höhe von fünf Milliarden Dollar vornehmen wird.


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Die zivile Luftfahrtsparte allein ist für drei Milliarden Dollar des Verlustes verantwortlich, während der Bereich Verteidigung und Raumfahrt ebenfalls tief in den roten Zahlen steckt.

777X
The new Boeing 777X will be the world’s largest and most efficient twin-engine jet, unmatched in every aspect of performance.

Besonders die Verzögerungen bei der Produktion der 777X belasten das Unternehmen. Ursprünglich sollte das neue Langstreckenflugzeug schon früher ausgeliefert werden, doch die Frachtversion wird erst 2028 erwartet. Testflüge wurden aufgrund technischer Probleme ausgesetzt, und die Produktion des 767-Frachters wird 2027 eingestellt.

Quelle: Eulerpool

Umsatz unter Erwartungen

Die Herausforderungen spiegeln sich auch in den vorläufigen Zahlen des dritten Quartals wider: Boeing erwartet einen Umsatz von 17,8 Milliarden Dollar – fast eine Milliarde weniger, als Analysten vorausgesagt hatten. Der Verlust pro Aktie wird voraussichtlich knapp 10 Dollar betragen.

Die vollständigen Quartalszahlen sollen am 23. Oktober veröffentlicht werden, doch schon jetzt ist klar, dass das Unternehmen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben wird.

Streik verschärft Produktionsprobleme – Seit Mitte September streikt die Gewerkschaft IAM, die 33.000 Arbeiter vertritt. Der Ausstand betrifft insbesondere die Produktion der Boeing 737 und 777, was die Lage des Konzerns weiter verschlechtert.

Boeing versucht, die Produktionsausfälle und die Streiks durch verhandelte Lohnerhöhungen in den Griff zu bekommen. Ein Angebot von 30 % mehr Gehalt über die nächsten vier Jahre wurde von der Gewerkschaft abgelehnt, woraufhin das Unternehmen das Angebot zurückzog.

Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt – damals dauerte der Arbeitskampf 57 Tage und kostete Boeing rund zwei Milliarden Dollar.

Quelle: Eulerpool

Ein angeschlagener Riese

Der Niedergang von Boeing begann nicht erst mit dem aktuellen Streik oder den jüngsten Produktionsproblemen. In den letzten Jahren sorgten zahlreiche technische Fehler und Sicherheitsmängel für Skandale.

Im Januar 2024 geriet eine fast neue Boeing 737-9 Max in die Schlagzeilen, als bei einem Alaska Airlines Flug ein Rumpffragment abbrach – nur durch Glück kam es nicht zu einem Unglück. Unfallermittler stellten fest, dass bei der Maschine mehrere Befestigungselemente fehlten.

Diese Vorfälle haben das Vertrauen in Boeing schwer beschädigt. Doch trotz der aktuellen Krise hält CEO Kelly Ortberg an der langfristigen Vision fest: Boeing will wieder auf Kurs kommen. Doch bis dahin stehen dem Unternehmen weitere harte Einschnitte bevor.

Ein Konzern im Überlebenskampf

Boeing muss sich grundlegend erneuern, um aus der Krise zu kommen. Der Stellenabbau und die milliardenschweren Abschreibungen sind nur ein Teil der notwendigen Maßnahmen. Ob Boeing es schafft, sich zu stabilisieren, hängt nicht nur von den Produktionsproblemen, sondern auch vom Vertrauen der Kunden und der Mitarbeiter ab. Die kommenden Monate werden entscheidend sein.